Stehen die Geistes- und Sozialwissenschaften angesichts der Debatten um einen vom Menschen verursachten Klimawandel sowie im Bestreben um Nachhaltigkeit vor einem neuen Paradigma? Muss der Mensch in einem neuen Verhältnis nicht nur zu anderen Menschen und Gesellschaften, zu globalen Beziehungen und zur Natur gedacht werden, sondern zum Planeten Erde insgesamt? Das zumindest fordern nicht nur Klima- und Umweltaktivisten, sondern zunehmend auch Vertreter und Vertreterinnen aus den Geistes- und Sozialwissenschaften. Planetares Denken, Planetery Humanities und Planetary History sind dabei Schlüsselbegriffe, für die unter anderem der Historiker Dipesh Chakrabarty seit einigen Jahren wirbt und die zuletzt Anlass für eine internationale Tagung zur Zukunft der Geisteswissenschaften waren. An der Universität Gießen forscht der Sozialwissenschaftler Dr. Frederic Hanusch und ist dort wissenschaftlicher Geschäftsführer des "Panel on Planetary Thinking". Gemeinsam mit Claus Leggewie und Erik Meyer hat er zuletzt ein Buch mit dem Titel "Planetar Denken" veröffentlicht. Was darunter zu verstehen ist, dazu haben wir ihm unsere Fragen gestellt.
"Das Potenzial für ein neues planetares Wissensparadigma"
L.I.S.A.: Herr Dr. Hanusch, gemeinsam mit Prof. Dr. Claus Leggewie und Dr. Erik Meyer haben Sie ein Buch veröffentlicht, das sich "Planetar denken" nennt. Bevor wir zu einigen Details kommen, wie kam es zu diesem gemeinsamen Buchprojekt? Welche Vorüberlegungen gingen dem voraus?
Dr. Hanusch: Die Ausgangsbeobachtung für das Schreiben des Buchs lautete: Es existiert eine Inkonsistenz zwischen dem, was die Welt wird, und der Art und Weise, wie sich dieser Wandel wissenschaftlich niederschlägt. Wie kamen wir zu dieser Beobachtung? Als interdisziplinär arbeitende Sozialwissenschaftler, die etwa im Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) oder dem Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) tätig waren, bemerkten wir eine zunehmende Referenz auf die Erde als Planeten. Fächer wie die Klimaphysik oder die Astrobiologie haben den Planeten seit jeher zum Gegenstand, nun beginnen sich jedoch die Künste, die Literaturwissenschaft, die Politologie oder die Jurisprudenz mit ihm auseinanderzusetzen. Bei genauerer Lektüre identifizierten wir über Fächergrenzen hinweg Gemeinsamkeiten, die das Potenzial besitzen ein neues planetares Wissensparadigmas anzukündigen.
Die ersten Überlegungen waren, diese Quellen zusammenzustellen, also einen kommentierten Reader mit Kerntexten planetaren Denkens herauszugeben, der historische Referenzen von der Stoa über Ibn Khaldun bis Alexander von Humboldt ebenso beinhaltet wie jüngste Konzepte der Big History, des Anthropozäns oder der Planetary Health. Das disparat wirkende Material verlangte jedoch geradezu nach einer Sortierung, einem Vorschlag was planetares Denken im Kern auszeichnet, welche Forschungsagenda mit ihm einhergeht und welche Konsequenzen sich für die Wissenschaften wie die Gesellschaften andeuten. So kam es zu unserem Buch, das den Untertitel „Ein Einstieg“ trägt, sich damit als Eröffnung einer weiteren Exploration planetaren Denkens verstanden wissen möchte.
Reaktionen auf den Beitrag
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Steuerterror, Inflation, Klimaterror, Coronaterror - all das gehört zu einem Masterplan, um ein Volk von Arbeitssklaven zu schaffen, die die Avangart und die Reichen zu bedienen hat.
Leider besitzen diese Kräfte die Medien und bestimmen den Diskurs. Als Belohnung erhalten die "Progressiven", deren Kompetenz gegen 0 geht, Pöstchen in einem absurden Kulturbetrieb, in dem Nichtskönnen, aber viel labern, Standard ist.
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Nun wird das aufgeblähte, sinnfreie Denken in einem letzten Kraftakt zum Planetaren Denken entwickelt. Das wird dann hoffentlich diesen Roten Riesen einer nutzlos gewordenen akademischen Welt, in einem fulminanten Feuerwerk zum Explodieren bringen.
Erst dann werden wieder kleine Sterne entstehen, die ein neues und auch nützliches Licht zur Orientierung ausstrahlen.