L.I.S.A.: Kommen wir vom Digitalen wieder zum Analogen: Haben Sie ein Lieblingsstück, einen Lieblingsraum oder einen Lieblingsort im Museum oder im Bergwerk und warum?
Dr. Straßburger: Die Sammlung der Städtischen Museen umfasst ca. 30.000 Objekte aus verschiedenen lokal- und regionalhistorischen Themengebieten: Bergbau, Stadtgeschichte, Kunst, Volkskunst, Spielzeug, Handwerk, Klöppelhandwerk, Posamentierer Gewerbe, Stadtleben/Alltagsleben, Landleben/Alltagsleben, lokalgeschichtliche Literatur. Es fällt schwer hier ein Lieblingsstück zu nennen. Eine Besonderheit stellt ein 1887 gefundenes Schwert aus der Zeit um 800 aus dem Annaberger Ratswald dar. Das ist insofern eines meiner Lieblingsstücke, da es zeigt, dass die bisherige Geschichtsschreibung kritisch hinterfragt werden sollte, weil offensichtlich größere Forschungslücken bestehen. Ein weiteres Lieblingsstück ist die „Annaberger Sperrgusch“. Die im Erzgebirgsmuseum ausgestellte Holzmaske stammt vermutlich aus dem 18. Jahrhundert. Sie gehört zum ältesten Sammlungsbestand und ist aus volkskundlicher Sicht den Neidköpfen zuzurechnen.
Von den Ausstellungsräumen im Museum hat jeder etwas besonders, derzeit vor allem aber sakrale Kunst, Volkskunst, Barbara-Uthmann-Saal und unsere Bauernstube. Daneben halte ich mich gerne im Bergwerk auf, das noch so manche Überraschungen für die Montangeschichte bereithält. Einer meiner Lieblingsplätze unter Tage ist der alte Hauptschacht unseres Bergwerkes. Bei allem ist mir immer der Kontakt zu den Besuchern wichtig. Daher lasse ich es mir nicht nehmen, auch die eine oder andere Führung zu übernehmen oder mich einfach so unter die Besucher im Museum zu mischen.
Ein weiterer Lieblingsort sind die Büroräume, denn der Kontakt zu meinem Team und die interne Kommunikation stehen bei mir ganz weit oben. Die MuseumsmitarbeiterInnen sind bei allem die eigentlichen Stars der drei Häuser, ohne die die Städtischen Museen nicht funktionieren würden. Wir haben bereits vieles in die Wege geleitet und umgesetzt. Neben dem umfangreichen Alltagsgeschäft finden wir im Team immer Zeit, neue Ideen zu entwickeln und diskutieren. Die Büros sind damit die Kreativräume hinter den Kulissen, in denen auch alle anderen wichtigen Arbeiten stattfinden. Mehr als 90% der Museumsarbeit findet hinter den Kulissen statt: Aufnahme neuer Exponate, Katalogisierung, Haushalt, Digitalisierung, Planung und Durchführung von Sonderausstellungen, Museumspädagogik sowie Führungen und nicht zuletzt eben Neuerungen. All diese Arbeiten sind die Grundlagen für Ausstellungen, Vermittlung und Weiterentwicklung. Darüber sollte die Außenwirkung der Ausstellungen und Führungen nicht hinwegtäuschen.