Gute 80 Kilometer südöstlich von Berlin liegt im Landkreis Oder-Spree die Kreisstadt Beeskow, die auch das "Tor zur Niederlausitz" genannt wird. Dort befindet sich zu Füßen der gleichnamigen Burg aus dem 14. Jahrhundert und zwischen zwei Armen der Spree das Kunstarchiv Beeskow, das von 1990 bis 2001 noch "Sammlungs- und Dokumentationszentrum Kunst der DDR" hieß. Warum erzählen wir das? Weil wir dort in der vergangenen Woche erstmals in einem Depot eine Folge von Kunstgeschichten gedreht haben. Resultat: Der für Rheinländer weite Weg war es mehr als wert. Denn, dass Kunst in der DDR mehr als der sogenannte Sozialistische Realismus war - davon konnten wir uns in Beeskow ein eigenes, facettenreiches Bild machen.
Dass wiederum Kunst für politische Zwecke eingesetzt wird, ist weder eine Praxis, die erst in der DDR erfunden wurde, noch der Kunst insgesamt fremd. Im Gegenteil. Kunst und Politik sind seit jeher und nach wie vor eng miteinander verflochten. Jüngstes Beispiel sind die Proteste von Klimaaktivistinnen und Klimaaktivisten in Kunstmuseen. Für uns Anlass und guter Grund, mit einem Kunsthistoriker über Kunst als Gegenstand und Projektionsfläche für politische Aktionen zu sprechen. Prof. Dr. Michael Diers war Zu Gast bei L.I.S.A.
Apropos Aktion: Seit Montag dieser Woche haben mehrere Organisationen aus Forschung und Wissenschaft zur Aktionswoche Wissenschaft aufgerufen. Grund ist die Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes und die Forderung nach besseren Arbeitsbedingungen und Berufsperspektiven in der Wissenschaft. Passend dazu und für einen vielseitigen Blick hinter die Kulissen des Wissenschaftsbetriebs in Deutschland empfehlen wir die seit einigen Wochen bei L.I.S.A. laufende Beitragsreihe #VisionGeschichte, in der Betroffene über ihre persönlichen Erfahrungen berichten und ihre Utopie einer künftigen Geschichtswissenschaft entwerfen. Im heutigen Newsletter finden Sie dazu gleich vier neue Beiträge. Karrierewege und Arbeitsbedingungen in der Geschichtswissenschaft waren auch das Thema der Podiumsdiskussion, zu der der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) Anfang Juni in die Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften eingeladen hatte. Der Mitschnitt der Debatte liegt uns inzwischen vor, wird zurzeit noch bearbeitet und erscheint als Videobeitrag am kommenden Montag bei L.I.S.A.
Abschließend noch ein kurzer Blick auf zwei neue Interviews. Dem Soziologen Prof. Dr. Richard Münch haben wir unsere Fragen zur Macht von Zahlen in der Politik gestellt. Seine langjährigen kritischen Forschungen zu den sogenannten PISA-Studien im Bildungsbereich hat er zuletzt auf die Coronakrise ausgeweitet und dabei den Einfluss von Zahlen auf politische Mechanismen weiter beleuchtet. Verwiesen sei in diesem Zusammenhang auch auf den Vortrag des Politikwissenschaftlers Prof. Dr. Philip Manow zur Frage, inwiefern Demokratie überhaupt messbar ist. Von der Althistorikerin Dr. Denise Reitzenstein wollten wir indes in unserer Reihe geschichtlich gesprochen wissen, was eigentlich gemeint ist, wenn von "lakonisch" oder "spartanisch" die Rede ist. Welches Bild der antiken Polis evozieren diese Redewendungen und was verbirgt sich hinter dem Mythos "Sparta"?
Viel Freude an unserem üppigen Newsletter und mit herzlichen Grüßen
Ihre L.I.S.A.Redaktion