L.I.S.A.: Den Titel aufgreifend haben Sie das Buch in drei zentrale Kapitel unterteilt: Teilen, Nehmen, Weiden. Das Kapitel „Teilen“ setzt sich mit Schmitts Vorstellung von Recht auseinander, das in seiner Perspektive sich nicht aus sich selbst begründet, sondern sich aus spezifischen politischen Verfasstheiten ableitet, also der Macht nachgestellt ist. Im Kapitel „Nehmen“ analysieren Sie Schmitts Verständnis des Politischen, das im Begriff des Ausnahmezustands kulminiert. Der dritte Teil, „Weiden“, widmet sich dem Verhältnis des Politischen zum Ökonomischen und nimmt damit den Untertitel Ihres Buches auf: Carl Schmitts politische Ökonomien. Die Wirtschaft entwickelt sich zum zentralen Raum und tonangebenden Protagonisten der Moderne, der globalisierte Kapitalismus zieht eine schleichende Entpolitisierung moderner Gesellschaften nach sich. Verweist die Abfolge dieser drei Kapitel auf einen genealogisch kohärent gelesenen und verstanden Carl Schmitt? Oder wie verhalten sich die drei Kapitel in Carl Schmitts Denken zueinander?
Prof. Manow: Zumindest ist das – dass es hier eine ganz kohärente und folgerichtige Entwicklung im Denken und Schreiben Schmitts gibt – die Grundthese des Buches. Wie sehr sie zu überzeugen vermag, muss dann die Auseinandersetzung mit dem Buch zeigen. Ja, die These lautet, dass chronologisch, aber auch inhaltlich konsequent, werksgeschichtlich sozusagen, eine Denkbewegung rekonstruiert werden kann, die von den frühen rechtstheoretischen und rechtsphilosophischen Schriften zwischen 1910 und 1920, über die im engeren Sinne Schriften der politischen Theorie der Zwischenkriegszeit bis hin zu einer Theorie der globalen Ökonomie im Spätwerk, etwa in dem bereits genannten Nomos der Erde von 1950, reicht. Und nur als Anmerkung: Natürlich steht das zweite Kapitel bei mir unter dem Titel ‚Nehmen‘ und verweist damit auf das Politische, aber in der konkreten Entwicklung des Arguments berührt dieses Kapitel auch das Verhältnis der Politik zur Wirtschaft, weil es von einem, so Schmitt, spezifisch protestantischen Weg in die Moderne handelt, bei dem – wie er das gewohnt polemisch zuspitzt – das Religiöse privat wird, und damit das Private religiös.