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Gedenkstätten an ehemaligen Haftorten können sowohl faszinieren als auch überwältigen. Jedenfalls wirken sie oftmals emotionalisierend auf Besucherinnen und Besucher, für die sie als Projektionsflächen dienen, die häufig mit sehr individuellen (nicht unbedingt den historischen Tatsachen entsprechenden) Vorstellungen verbunden sind. Denn die Besucherinnen und Besucher kommen mit Vorannahmen; sie haben gefestigte Bilder im Kopf und bringen eine spezifische und individuelle Erwartungshaltung mit. Diese wird beeinflusst durch ihr allgemeines Vorwissen, Medien und manchmal auch familiären Erzählungen (z.B. von Hafterfahrungen). Der historische Ort wird in diesem Fall als authentischer Ort der ehemaligen Haftanstalt interpretiert, ohne die Veränderungen und die Nachnutzung zu berücksichtigen. Das wirft die Frage auf: Wie kann es trotz der starken Wirkung des Ortes und der individuellen Vorannahmen der Besucherinnen und Besucher gelingen, ein differenziertes Bild über die DDR zu vermitteln?