Wer von rebellierenden Seemännern hört, denkt gleich an die Meuterei auf der Bounty im Revolutionsjahr 1789. Damals setzen die meuternden Matrosen ihren Kapitän, Lieutenant William Bligh, mit einigen Gefolgsleuten in einem offenen Boot aus. Das war vielleicht der legendärste Fall von Ungehorsam zu See, aber nicht der einzige. 26 Jahre zuvor, im Jahr 1763, übernahmen betrunkene Mannschaftsteile des Dreimasters Nijenburg der Ostindien-Kompanie das Kommando und setzen sich nach Brasilien ab. Ohne viel Glück. Ausgeliefert an die Niederländer wurden 24 Seemänner in Texel, wo einst die Nijenburg die Anker lichtete, hingerichtet.
Solche spektakulären Fälle von Meuterei zu hoher See prägen bis heute das Bild seemännischen Ungehorsams, der demnach immer mit dem Tode bestraft wurde. Der Historiker Dr. Patrick Schmidt hat Zweifel an dieser populären Vorstellung und erforscht in einem von der Gerda Henkel Stiftung geförderten Projekt, was sich Matrosen auf dem Schiff leisten konnten und was nicht. Dabei kommt er zu überraschenden neuen Erkenntnissen. Nur so viel sei an dieser Stelle verraten: Es ist kompliziert. Wie kompliziert, das können Sie in unserer neuen Videodokumentation sehen, in der wir den Historiker bei seinen Nachforschungen unter Pandemiebedingungen begleitet haben. Episode 1 ist ab sofort abrufbar.
Seeleute auf Schiffen wie der Bounty oder der Nijenburg waren im Konfliktfall auch Soldaten, also Krieger. Um Krieger dreht sich auch das Videogespräch der Bibliothek für Zeitgeschichte Stuttgart und des Stadtarchivs Stuttgart mit dem Militärhistoriker Prof. Dr. Sönke Neitzel von der Universität Potsdam. Allerdings stehen hier deutsche Soldaten im Mittelpunkt des Interesses, ob zur See, zu Lande oder zur Luft, vom Kaiserreich bis in die Gegenwart hinein.
Weniger als um Ungehorsam und Krieg, sondern vielmehr um Anstand und Höflichkeit geht es in unserem Interview mit dem Philosophen Prof. Dr. Robert Pfaller von der Kunsthochschule Linz. Er plädiert für eine Rückkehr zur Form, für ein Wiedererlernen des förmlichen öffentlichen Umgangs miteinander. Wie das genau zu verstehen ist, das können Sie in unserem Textinterview mit jetzt schon mehr 700 Aufrufen nachlesen.
Und was erwartet Sie demnächst? Die Veröffentlichung des fast fertig produzierten Mitschnitts der virtuellen Podiumsdiskussion anlässlich des 125-jährigen Jubiläums des Verbands der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD). Thema war die Vereinigung der bundesdeutschen mit der DDR-Geschichtswissenschaft 1990 und in den Jahren danach. Ob diese geglückt ist oder eher misslungen, darüber diskutierten die Historiker Prof. Dr. Jürgen Kocka, Prof. Dr. Martin Sabrow sowie Dr. Stefan Wolle, die damals teilweise auch als Zeitzeugen und Akteure den Prozess verfolgten oder gar mitgestalteten, sowie der Historiker Dr. Krijn Thijs, der damals noch zu jung war, um dabei gewesen zu sein, heute aber zu denen gehört, die den Zusammenschluss der Geschichtswissenschaft erforschen und dazu publizieren.
Wir wünschen viel Freude an unseren neuen Beiträgen und grüßen herzlich aus dem Rheinland als
Ihre L.I.S.A.Redaktion