15. Januar | Joseph Vogl Distinguished Lecture | Fabulieren, Finanzieren
Ort: Aula 2 (Hauptgebäude), Universität zu Köln
In seiner Distinguished Auerbach Lecture will Joseph Vogl das (finanz-)ökonomische Genre der Fabulation in den Blick nehmen. Die Entwicklung von Finanzgeschäften lässt sich demnach nicht ohne eine Betrachtung von Fabulierkünsten erfassen und die diskursiven Produktionen kapitalistischer Ökonomie gehören ins Arbeitsfeld einer Wissenschaft, die sich mit der systematischen Verfertigung von Nicht-Wissen befasst. Dabei geht es nicht bloß um geschäftliche Kosmetik oder Betrug, um ertragreichen Unsinn oder Verfälschungen, um Humbug, Bullshit oder Schwindelei. In der Fabulation sollte man vielmehr eine besondere Variante des Wahrsprechens erkennen. An einem prominenten literarischen Beispiel, das in die Finanzkrisen des 19. Jahrhunderts zurückführt, will Vogl zeigen, auf welche Weise das Wahrheitsspiel des Kapitalismus von einer pseudologischen Struktur geprägt ist.
16. Januar | Workshop (In)visibilisierung. Erzählstrategien des Ökonomischen
Ort: Bibliothek, Erich Auerbach Insitute for Advanced Studies
Weyertal 59 (Rückgebäude, 3. OG)
50937 Köln
Von den religiösen Ursprüngen des Kreditwesens über Adam Smiths „invisible hand“ bis hin zu modernen Finanztransaktionen – ökonomischen Vorgängen eignet von jeher eine Tendenz zur Auflösung ins Unsichtbare und Abstrakte. Gleichzeitig zeitigen die mit dieser Abstraktion des Ökonomischen verbundenen Dynamiken und Krisen reale Effekte, sowohl gesellschaftlicher als auch ökologischer Art, deren Zusammenhang wiederum vielfältig diskursiv invisibilisiert wird.
Eine literarische Darstellung ökonomischer Dynamiken sieht sich daher immer schon mit der Herausforderung konfrontiert, narrative Visibilisierungsstrategien zu entwickeln, die sowohl die abstrakten Gesetzmäßigkeiten des Ökonomischen sinnlich erfahrbar als auch ihre konkreten realen Auswirkungen narrativ anschließbar machen. Gleichzeitig wirken solche Visibilisierungsstrategien auch im Inneren der Ökonomie selbst, die mit steigendem Abstraktionsgrad zunehmend auf die Wirkungsweisen des Imaginären zurückgreifen muss, um Kohärenz, Bindung und Vertrauen zu erzeugen, das Undurchschaubare mit Sinn aufzuladen und Kontingenz steuerbar zu machen. Der Workshop fragt historisch und systematisch nach der Verwobenheit dieser beiden Seiten der (In-)Visibilisierung und Narrativierung des Ökonomischen.