Vom 12.-14. November 2020 wird das internationale Film- und Medienfestival „Artefacta“ in Düsseldorf stattfinden. Aus mehreren hundert Einreichungen digitaler Medien, filmischer Dokumentationen, Apps, Games und Videokurationen wird eine hochkarätige Jury die besten Beiträge auswählen. Die Preistträger werden dann im Rahmen des Festivals ihre Beiträge präsentieren, eingerahmt von Fachvorträgen renommierter Spezialisten. Eine der Vortragenden, Dr. Doreen Mölders, konnten wir für ein Interview gewinnen. Sie ist Archäologin und seit Januar 2019 Direktorin des Westfälischen Landesmuseums für Archäologie beim Landschaftsverband Westfalen Lippe. Als langjährige Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft „Theorien in der Archäologie“ und mit viel Erfahrung im Umgang mit neuen Medien am Staatlichen Museum für Archäologie in Chemnitz im Gepäck betrachtet sie das Verhältnis zwischen Museen und Öffentlichkeit aus einer teilweise ungewohnten Perspektive. Doch diese könnte gerade vor dem Hintergrund der Corona-Krise äußerst gewinnbringend sein.
Reymann: Frau Mölders - als die bundesweiten Maßnahmen zur Eindämmung von Covid-19 einsetzten, war in Herne gerade die große Sonderausstellung PEST! zu sehen. Wie war das, gerade bei einem solchen Thema wegen einer Pandemie zu schließen?
Mölders: Der erste Moment war ein Schock, obwohl mit Blick auf China und europäische Nachbarländer die Entwicklung natürlich abzusehen war. Und dennoch geht es emotional an die Substanz, ein Museum für unbestimmte Zeit für das Publikum schließen zu müssen – schließlich machen wir unsere Ausstellungen und unsere Programme für die Öffentlichkeit.
Als hier im Haus die Planungen für die Ausstellung PEST! begannen, waren Corona und die damit verbundenen Entwicklungen nicht abzusehen. Umso erschreckender dann die sichtbaren Parallelen zwischen beiden Seuchen, weniger auf der medizinischen, als vielmehr auf der gesellschaftspolitischen Ebene. Letztes Jahr im Sommer haben wir in einem partizipativen Projekt gemeinsam mit der Herner Bevölkerung noch Masken für die Ausstellungsgestaltung hergestellt. Ein paar Monate später wurden in denselben Räumen Mund-Nase-Masken zum Schutz vor COVID-19 zusammengesetzt. Das war mehr als befremdlich.
Seit dem 5. Mai 2020 sind das Museum und damit auch die Sonderausstellung PEST! wieder geöffnet. Wir konnten in kürzester Zeit erreichen, dass wir die Ausstellung bis zum 15. November 2020 verlängern können, denn eigentlich wäre der 10. Mai der letzte Tag gewesen. Kolleginnen und Kollegen aus anderen Häusern waren dabei ausgesprochen kooperativ und haben der Verlängerung von Leihverträgen sofort zugestimmt; meines Erachtens ein großer Akt der Solidarität untereinander.