Vor fünf Jahren kamen bei archäologischen Ausgrabungen im Vorfeld des Baus der Berliner U-Bahn Skulpturen der "Entarteten Kunst" ans Tageslicht. Schon damals gab uns Dr. Meike Hoffman ein Interview zu diesem besonderen Fund. Nun sind die Skulpturen nach Köln gekommen und können noch bis Ende April im Römisch-Germanischen Museum betrachtet werden. Dr. Marcus Trier, Direktor des Römisch-Germanischen Museums, und der promovierte Volontär Jan Krämer berichten in diesem Interview über diese Doppelausstellung, die auch mit einer wahrhaft "jecken" Überraschung aus dem Kölner Bombenschutt aufwartet.
"Ein Zeugnis der wohl dunkelsten Epoche deutscher Museumsgeschichte"
L.I.S.A.: Was macht den Skulpturenfund aus dem Berliner Bombenschutt so besonders?
Trier: Der Berliner Skulpturenfund ist ein Zeugnis der wohl dunkelsten Epoche deutscher Museumsgeschichte: 1937 hat das NS-Regime mehr als 20.000 Kunstwerke aus deutschen Museen gerissen, die sie mit dem Titel „Entartete Kunst“ diffamierten. Eine Auswahl wurde zwischen 1937 und 1941 in zahlreichen deutschen Museen ausgestellt, anderes wurde gegen Devisen verkauft oder direkt zerstört. Völlig überraschend konnten 2010 bei Ausgrabungen vor dem Roten Rathaus in Berlin 16 Skulpturen aus diesem Bestand geborgen werden. Die Ausgrabungen in Berlin beleuchten zugleich schlaglichtartig, welche Bedeutung auch Funde unserer jüngeren Geschichte für die moderne Archäologie haben.