Die Popmusik ist in unserem Alltag präsent und wird vor allem von der Werbeindustrie immer wieder genutzt, um Produkte zu vermarkten und potentielle Kunden zu erreichen. Die Vermutung liegt nahe, dass dieser Prozess auf Gegenseitigkeit beruht und Werbe- und Musikindustrie als gleichberechtigte Partner nebeneinander existieren. Dass dies nicht der Fall ist, zeigt der Germanist Prof. Dr. Moritz Baßler, der sich in seiner jüngsten Publikation mit der Nennung von Markennamen in der Popmusik auseinandersetzte. Wir haben ihm dazu unsere Fragen gestellt und wollten wissen, warum sich die Popmusik von der Werbeindustrie distanzierte, welches Material der Studie zu Grunde lag und welche Rolle soziale Medien in der Popkultur spielen.
"Pop-Musik vermeidet die Nennung von Marken geradezu"
L.I.S.A.: Prof. Dr. Baßler, Sie beschäftigen sich in Ihren Studien unter anderem mit der Popkultur und untersuchen in Ihrer jüngst erschienenen Publikation die Markennennungen in der Popmusik. Wie ist die Idee zu diesem Thema entstanden? Welche Überlegungen gingen der Studie voraus?
Prof. Baßler: Als Literaturwissenschaftler habe ich zunächst eine Pop-Literatur beforscht (z.B. Bret Easton Ellis, Benjamin v. Stuckrad-Barre), die sich durch üppige Verwendung, bisweilen sogar katalogartige Aufzählungen von Markennamen auszeichnet und von anderer Literatur unterscheidet, so wie schon die Pop Art der 1950er und 60er sich durch ihre Abbildung von Markenartikeln von anderer Kunst unterschied (z.B. Richard Hamilton, Andy Warhol). Dann fiel mir irgendwann auf, dass das in klassischer Pop-Musik wider Erwarten und mit wenigen Ausnahmen gerade nicht der Fall ist – sie vermeidet die Nennung von Marken geradezu. Daraus entstand die Forschungsfrage des Buches, die ich dann im Rahmen eines Projektes zur Konsumästhetik weiter entwickeln durfte.