Seit den 1960er Jahren entstand in modernen Gesellschaften eine Sozialfigur, die von den Technikhistorikern und Kulturwissenschaftlern Dr. Alban Frei und Dr. Hannes Mangold als das Personal der Postmoderne bezeichnet wird. Anhand der Beleuchtung von speziellen Berufen sowie von politischen beziehungsweise sozialen Praktiken machen die beiden Forscher bestimmte Charakteristika aus, die selbst so unterschiedliche Tätigkeiten wie beispielsweise die eines Programmierers, eines Stadtguerilleros, einer Postkolonialistin, einer Kuratorin oder einer Wissenschaftsmanagerin gemeinsam haben. Welche das sind und was das Personal der Postmoderne darüber hinaus ausmacht, dazu haben wir ihnen unsere Fragen gestellt.
"Einige typische Sozialfiguren der Zeit vorstellen"
L.I.S.A.: Herr Dr. Frei, Herr Dr. Mangold, Sie haben gemeinsam einen Sammelband herausgegeben, der sich „Das Personal der Postmoderne“ nennt. Im Untertitel wird der Anspruch erhoben, die Inventur eine Epoche zu leisten. Wie kam es zu diesem Band? Welche Beobachtungen haben Sie dazu inspiriert?
Dr. Frei/Dr.Mangold: Die Postmoderne ist ja die Selbstbezeichnung einer Zeit. Das bringt einige Probleme mit sich. Sollen wir den damaligen Philosophen glauben, dass sie in einer spezifischen Epoche lebten? Oder den Historikerinnen und Historikern, die ihnen folgen? Was wäre dann für diese Zeit charakteristisch? Diese Fragen haben sich uns in unserer Forschung immer wieder gestellt. Die Antworten, die mittels Definition oder positiv-negativ Liste versucht wurden, sind aber nur mässig hilfreich. Wir finden den Ansatz zielführender, einige typische Sozialfiguren der Zeit vorzustellen – und über das Personal der Postmoderne einen Einblick in diese sogenannte Epoche zu gewähren.
Zudem fanden wir die Idee reizvoll, dem dekonstruktivistischen Gestus dieser Epoche einen konstruktiven Akt entgegenzuhalten: Die Konstruktion von verdichteten Sozialfiguren. In unserem Band stellen wir unterschiedliche aber prägende Figuren nebeneinander. Daraus ergeben sich überraschende Verbindungslinien und Korrelationen. Die zentralen Probleme der Zeit werden plötzlich sehr konkret greifbar und es erübrigt sich, dieses ominöse Postmoderne hinter abstrakten Begriffen zu verbarrikadieren. Das „Personal der Postmoderne“ führt einerseits einen Vermittlungsauftrag aus und setzt andererseits auf mündige Leserinnen und Leser.
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