Im Sommer des Jahres 2014 eroberten die Kämpfer des sogenannten Islamischen Staates (IS) die nordirakische Stadt Mosul und erhoben sie zu ihrer Hauptstadt. Mit perfider Systematik zerstörten sie alle Hinterlassenschaften der vorislamischen Kulturen und richteten damit ungeheuren Schaden an. Die Königspaläste der Assyrer, ihre Heiligtümer und die eindrucksvollen Befestigungswerke der antiken Stadt zerstörten sie so gründlich, dass davon so gut wie nichts mehr übrigblieb.
Überdies durchzogen sie die Ruinenstätte mit einem Netz von Tunneln, um Antiquitäten zu bergen und sie auf dem internationalen Schwarzmarkt zu verkaufen. Eine gewaltige Menge bedeutender Funde und Befunde ist so verlorengegangen.
2018 bat der irakische Staat um Hilfe bei der Schadensbegrenzung und der Rettung des zerstörten Kulturerbes. Seitdem untersucht ein Team von Assyriologen und Vorderasiatischen Archäologen der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg das Tunnelsystem des IS, führt Ausgrabungen sowie Restaurierungsarbeiten im Museum von Mosul durch und entwickelt gemeinsam mit irakischen Kollegen und Behörden Konzepte, wie das bedeutende vorislamische Kulturerbe der Stadt gesichert, präsentiert und nachhaltig geschützt werden kann.
In seinem Vortrag berichtet Stefan Maul von den schwierigen und nicht ungefährlichen Arbeiten vor Ort.
Anmeldung: www.fritz-thyssen-stiftung.de/veranstaltungen
Prof. Dr. Dr. h.c. Stefan M. Maul studierte Assyriologie, Vorderasiatische Archäologie und Ägyptologie an der Georg-August-Universität Göttingen, wo er 1987 auch promoviert wurde. Seit 1995 ist er Professor für Assyriologie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Für seine Forschungstätigkeit wurde Stefan Maul u. a. mit dem Leibniz-Forschungspreis ausgezeichnet. Er ist Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Organisationen, so z. B. der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.