Aquädukte waren die Lebensadern des römischen Imperiums, denn sie versorgten nicht nur die ewige Stadt, sondern auch die urbanen Zentren der Peripherie mit sauberem Trinkwasser. Seit 2018 erforscht ein Team von deutschen und armenischen Wissenschaftlern unter der Leitung von Prof. Dr. Achim Lichtenberger (WWU, Münster), Dr. Mkrtich Zardaryan (Armenische Akademie der Wissenschaften) und Dr. Torben Schreiber (WWU, Münster) die hellenistische Metropole Artaxata in Armenien. Dabei wurden 2019 die Überreste eines römischen Bogenaquädukts entdeckt - bislang der östlichste seiner Art. Eine Auswertung der Funde ist jetzt in der Fachzeitschrift „Archäologischer Anzeiger” unter dem Titel "Failed Roman Imperialism. An Unfinished Roman Aqueduct at Artaxata in Armenia" erschienen und wir haben mit Professor Lichtenberger genauer über die Grabung am Fuß des Ararat gesprochen.
"In dem Projekt arbeiten wir seit 2018 mit den armenischen Kolleginnen und Kollegen als Team"
L.I.S.A.: Herr Prof. Dr. Lichtenberger, im Rahmen des Projekts „Artaxata in Armenien – Feldforschungen in einer hellenistischen Metropole in der Ararat-Ebene“ sind Sie auf den östlichsten Bogenaquädukt des Römischen Reiches gestoßen. Bevor wir aber zu Details kommen, würden Sie uns das Projekt kurz skizzieren?
Prof. Lichtenberger: Das Projekt ist eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Kooperation zwischen der Armenischen Akademie der Wissenschaften und der Universität Münster. Unser Ziel ist es, einen Teil der Unterstadt von Artaxata in Armenien siedlungsarchäologisch zu untersuchen. Spannend ist das, weil wir aus literarischen Zeugnissen einiges über die hellenistische Gründung und das spätere Schicksal der königlichen Residenzstadt wissen, bislang aber nur einige Teile der Oberstadt archäologisch erforscht sind und wir nun erstmals systematisch die Unterstadt betrachten. Wir wissen, dass Artaxata nicht nur die Hauptstadt des armenischen Königreichs der Artaxiadendynastie war, sondern in ein dichtes kulturelles Beziehungsgeflecht eingebunden war, das lokale armenische, kaukasische sowie iranisch-mesopotamische und mediterrane Einflüsse absorbierte. Für uns stellt sich die Frage, wie diese sich in der lokalen Architektur, Stadtplanung und materiellen Kultur niederschlagen und wie all das auch noch durch die dramatischen historischen Zeitläufte zwischen dem 2. Jh. v. Chr. und dem 4. Jh. n. Chr. Transformationen und Brüchen ausgesetzt ist. In dem Projekt arbeiten wir seit 2018 mit den armenischen Kolleginnen und Kollegen als Team zusammen und haben in den letzten Jahren jeweils eine längere Sommergrabungskampagne und zumeist auch kürzere Frühjahrskampagnen zur Materialbearbeitung und Prospektionen abgehalten. Die Projektleitung liegt auf armenischer Seite bei Dr. Mkrtich Zardaryan und auf deutscher Seite bei mir und Dr. Torben Schreiber, doch sind auch weitere internationale Kolleginnen und Kollegen einbezogen, insbesondere im Hinblick auf die Anwendung archäometrischer Methoden.