"Ach, was ich Sie noch fragen wollte." Wenn der sich schon abwendende Inspektor Columbo diesen Satz aussprach, sah man als Zuschauer in der Regel einen genervten Verdächtigen und wusste zugleich, jetzt wird es für den Mörder eng. Die 1968 erstmals ausgestrahlte TV-Figur Columbo, gespielt von Peter Falk, war alles andere als das, was seine vielen schneidigen Vorgänger, wie beispielsweise Philip Marlowe, ausmachte. Er entsprach vielmehr der Verkörperung des Antihelden, der nicht zufällig in einer Zeit erfunden wurde, in der im Westen traditionelle Rollenmuster allmählich aufbrachen. Aber nicht nur das erklärt die anhaltende Beliebtheit dieses etwas schusselig und ein wenig verlottert wirkenden Inspektors, dessen Dasein immerhin 35 Jahre (1968–1978 und 1989–2003) in insgesamt zehn Staffeln bzw. 69 Episoden anhielt - Wiederholungen nicht mit eingerechnet. Was dieses Faszinosum der Fernsehgeschichte ausmachte, haben wir den Pfarrer und Cineasten Michael Striss gefragt, der zuletzt ein umfassendes Buch über den Inspektor mit den vielen Fragen verfasst hat.
"Die Serie stellt in ihrer Originalität ein zeitloses Faszinosum dar"
L.I.S.A.: Herr Striss, Sie haben einen voluminösen Band zur TV-Figur Inspektor Columbo veröffentlicht. Auf gut 500 Seiten bieten Sie eine Analyse und Deutung dieser Kultfigur an – so der Untertitel des Buchs und damit Ihr eigener Anspruch. Bevor wir zu Einzelheiten kommen, was hat Sie dazu bewogen, sich mit Inspektor Columbo so intensiv zu beschäftigen? Was interessiert Sie an dieser Figur?
Striss: Warum Columbo? Warum kam Wim Wenders 1987 auf Columbo, als er für „Der Himmel über Berlin“ einen Charakter suchte, der einem möglichst großen Teil der Weltbevölkerung bekannt sein sollte? Warum läuft „Columbo“ als einzige Fernsehserie ihrer Altersklasse seit vielen Jahren ununterbrochen irgendwo auf einem deutschsprachigen TV-Sender? Antwort: Die Serie stellt in ihrer Originalität ein zeitloses Faszinosum dar. Ich wollte bereits vor über 20 Jahren wissen, warum das so ist. Dabei gab es viel zu entdecken; vor allem den Inspektor selbst, eine wahrhaft mystische Figur. 2007 erschien dann mein Buch, das aber bis jetzt einer Endfassung harrte, nachdem Peter Falk in der Zwischenzeit verstarb und klar wurde, dass es keine weiteren Folgen mehr geben würde. Der Büchner-Verlag, bei dem ich im Vorjahr „Gnade spricht Gott – Amen mein Colt“ publizierte, nahm mein Angebot gern an, nun eine aktualisierte und ergänzte Neuausgabe zu veröffentlichen.