Gelehrter, demokratischer Politiker, Pazifist – ein Gerechter unter den Völkern. Die Holocaust-Gedenkstätte in Jerusalem, Yad Vashem, hat Konrat F. Ziegler (1884–1974) im Januar 2001 als „Righteous Among the Nations“ geehrt – für die Hilfe und den Schutz, den er jüdischen Menschen während des Holocaust bot.
Die Biographie dieses Altphilologen, dessen immenses Werk über den Kreis der Fachkollegen hinaus durch die abschließende Herausgabe von „Paulys Realencyclopädie“ bekannt wurde, ist auch – und mit Blick auf sein Greifswalder Wirken sogar überwiegend – eine politische Geschichte.
Der Vortrag beleuchtet die akademische Karriere Zieglers im Spannungsfeld der politischen Auseinandersetzungen der Weimarer Republik, berichtet über sein Leben im „Dritten Reich“ und folgt Zieglers Spuren im Dickicht akademischer Vergangenheitsbewältigung der jungen Bundesrepublik.
Dr. Dirk Alvermann leitet das Greifswalder Universitätsarchiv.
Der Vortrag ist Teil der althistorischen Ringvorlesung "Local Heroes", die die Tradition der Altertumswissenschaften in Greifswald beleuchtet und damit auch ein Stück Wissenschaftsgeschichte erzählt. Zehn ausgewählte Forscherpersönlichkeiten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts werden mit ihrer wissenschaftlichen Leistung gewürdigt: Franz Susemihl, Julius Wellhausen, Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff, Otto Seeck, Eduard Norden, Konrat Ziegler, Josef Keil, Franz Dornseiff und Ernst Lohmeyer. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf ihrer Zeit in Greifswald.