Dem Versuch der Pariser Konferenz 1919, nach dem Ende des Ersten Weltkriegs eine friedliche internationale Ordnung zu schaffen, widmet sich der Vortrag von Professor Eckart Conze (Philipps-Universität Marburg). Nach über vier Jahren eines technisch-industriellen Massenvernichtungskriegs, wie ihn die Menschheit bis dahin noch nicht erlebt hatte, standen Sieger und Besiegte vor der Herausforderung, Frieden zu schließen. Gewaltige Erwartungen und große Hoffnungen hatten sich auf allen Seiten angesammelt – und sie wurden bitter enttäuscht. Der Frieden, der den Krieg für immer beenden sollte, er blieb eine große Illusion. In seinem Vortrag analysiert Eckart Conze den Zusammenhang und die Dynamiken von Erwartung und Enttäuschung. Er begreift den Friedensschluss nach dem Ersten Weltkrieg als einen globalen Moment, dessen Wirkungen bis in die Gegenwart reichen. Zugleich betont er die Offenheit der Entwicklungen in der Wahrnehmung der Zeitgenossen und wendet sich gegen einen Determinismus, der – in deutscher Perspektive – im Versailler Vertrag die Zerstörung der Weimarer Republik, den Aufstieg des Nationalsozialismus und den Zweiten Weltkrieg bereits angelegt sieht.
Eckart Conze ist seit 2003 Professor für Neuere und Neueste Geschichte an der Philipps-Universität Marburg. An den Universitäten Cambridge, Toronto, Bologna und Utrecht hatte er Gastprofessuren inne. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der deutschen und internationalen Geschichte vom 19. bis ins 21. Jahrhundert. Neben der Adels- und Elitenforschung gilt sein Interesse der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, der Geschichte der internationalen Beziehungen sowie der Historischen Sicherheitsforschung. Zwischen 2005 und 2010 war er Sprecher der Unabhängigen Historikerkommission zur Geschichte des Auswärtigen Amts im Nationalsozialismus und Mitverfasser des Buchs »Das Amt und die Vergangenheit« (2010). 2009 erschien seine Geschichte der Bundesrepublik Deutschland unter dem Titel »Die Suche nach Sicherheit«. Zu seinen jüngsten Buchveröffentlichungen zählen »Geschichte der Sicherheit. Themen, Entwicklungen, Perspektiven« (2017) sowie zuletzt »Die große Illusion. Versailles 1919 und die Neuordnung der Welt« (2018).
Anschließend diskutiert Professor Conze mit Jost Dülffer, Professor am Historischen Institut der Universität zu Köln, zu dessen Forschungsgebieten im Rahmen der Historischen Friedens- und Konfliktforschung insbesondere die Internationale Geschichte gehört.