Die europäische Kolonialherrschaft bedurfte der visuellen Vergegenwärtigung, Legitimation und Popularisierung in den Gesellschaften „zuhause“. Die kolonialhistorische Forschung der letzten Jahre hat sich intensiv mit Museen, Ausstellungen, sogenannten „Völkerschauen“ und frühen Fotografien und Postkarten auseinandergesetzt. Die künstlerische Darstellung der Kolonialgebiete, ihrer Bevölkerung, Landschaft, Flora und Fauna wurde dagegen bisher eher am Rande thematisiert.
Ausgangspunkt von Bernhard Gißibls Vortrag sind die Kontroversen um die große Retrospektive des Jagd- und Kolonialmalers Wilhelm Kuhnert (1865-1926) in der Schirn Kunsthalle Frankfurt im letzten Jahr. Sie kreisten um das mangelnde Problembewusstsein der Ausstellung gegenüber dem ideologischen Gehalt der gezeigten Werke. In dem Vortrag wird Wilhelm Kuhnerts künstlerische Auseinandersetzung mit Ostafrika und seiner Natur in die zeitgenössische Kolonialmalerei eingeordnet. Anhand ausgewählter Gemälde werden das Spannungsfeld von Kolonialismus, Wissenschaft und Kunst thematisiert und die politischen Implikationen des europäischen Blickes auf „Afrika als Natur“ problematisiert.
Bernhard Gißibls Vortrag ist der zweite Teil der Akademievorlesung des Jahresthemas 2019|20 „Naturgemälde“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, die einen weiten Bogen von der englischen Landschaftsmalerei um 1800 über koloniale Landschaftsmalerei um 1900 bis hin zur zeitgenössischen Fotografie spannt.
Akademievorlesung | Kunst als Herrschaftstechnik: Afrikanische Natur in der deutschen Kolonialmalerei | 11. November 2019, 18 Uhr
Eine Veranstaltung des Jahresthemas 2019l20 „Naturgemälde“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
Begrüßung
Matthias Steinmetz
Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam
Akademiemitglied
Vortrag
Bernhard Gißibl
Leibniz-Institut für Europäische Geschichte Mainz
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung bis zum 05. November 2019 ist erforderlich unter: www2.bbaw.de/anmeldung-avl-kunst
Weitere Informationen
Friederike Krippner
krippner@bbaw.de
+49 (0)30 20370 -586
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"An seinem Zelt hing für gewöhnlich die Deutsche Reichsflagge, und er griff wiederholt auf die Ressourcen der Deutschen Kolonialverwaltung zurück."
Was ist daran jetzt besonders? Gerade Linksliberale greifen doch auch heute nur zu gerne auf die Förderung des (in the Theorie oftmals abgelehnten) Staates zurück - wo ist der Unterschied zu damals? Und die Flagge? Es war nun mal die Flagge des deutschen Kaiserreiches! Werde ich in 100 Jahren an den Pranger gestellt, weil ich heute schwarz-rot-gold hisse?
Es ist so lachhaft und auch traurig. Die Unfähigkeit Dinge im Rahmen der Zeit einzuordnen, fällt vielen dieser Wissenschaftler schwer.