Dieser Beitrag ist im Rahmen eines Reisekostenstipendiums entstanden. Mein herzlicher Dank gilt der Gerda Henkel Stiftung und den Organisator*innen der Konferenz, die meine Teilnahme an der DHd2023 unterstützt und meine Reise nach Luxemburg und Trier möglich gemacht haben.
Räumliche und thematische (Selbst-)Verortung der DHd2023
Ein Blick in die Metadaten des diesjährigen Book of Abstracts
Die 10. Jahrestagung des Verbands „Digital Humanities im deutschprachigen Raum“ (DHd2023) fand von 13.–17. März 2023 in Luxemburg und Trier statt und stand unter dem Motto "Open Humanities – Open Culture". Der vorliegende Blogbeitrag wirft einen Rückblick auf die dort gebotene, durch das zentrale Konzept der Offenheit sicherlich begünstigte, Vielfalt an Inhalten, wobei der Fokus auf den Metadaten des zugehörigen Book of Abstracts (BoA) liegt. Konkret rücken zwei ausgewählte Aspekte in den Blick, nämlich zum einen die Affiliationen der Autor*innen (<affiliation>) und zum anderen die in ConfTool vergebenen Keywords (<keywords scheme="ConfTool" n="keywords">), die Einsichten in die Inhalte der einzelnen Texte erlauben. Um beide Angabefelder systematisch auswerten zu können, wurden die XML-Dateien aller Abstracts mithilfe des Python-Moduls BeautifulSoup eingelesen und innerhalb eines Jupyter Notebooks über das Python-Modul Pandas analysiert. Zusätzlich wurden zwei frei verfügbare Webapplikationen, nämlich wortwolken.com und Palladio, zur Ergebnisvisualisierung eingesetzt.
Was können die auf diese Weise ausgewerteten BoA-Metadaten nun über die DHd2023 aussagen? Insgesamt wurden im Rahmen der Konferenz 130 Abstracts angenommen, von denen sich 62 auf Vorträge (hiervon neun im Rahmen des Doctoral Consortiums), 44 auf Posterpräsentationen, 17 auf Workshops und sieben auf Panels verteilen. An diesen 130 Beiträgen haben 384 verschiedene Autor*innen mitgewirkt, wobei 77 % der Beiträge durch mindestens 2 Autor*innen, 45 % durch mindestens 4 Autor*innen und 23 % sogar durch mindestens 6 Autor*innen entstanden sind. Hieran sowie an der Tatsache, dass das Abstract mit den meisten Autor*innen 13 Beitragende von 9 verschiedenen Institutionen aufweist, zeigt sich eine klare Offenheit der DHd2023-Beitragenden gegenüber Kooperationen und Kollaborationen, die oftmals nicht nur verschiedene Personen und Institutionen, sondern auch unterschiedliche Disziplinen, Teilbereiche und geographische Räume umspannen. So sind die bei der diesjährigen DHd Präsentierenden von 110 verschiedenen Institutionen, 72 verschiedenen Städten und 15 verschiedenen Ländern angereist bzw. virtuell beigeschaltet worden, wie die folgenden Kartendarstellungen zeigen:
Zudem spiegelt sich das Konferenz-Thema der „Open Humanities“ nicht nur in einer geographisch-räumlichen, sondern auch in einer thematischen Breite, greifbar durch die für die eingereichten Beiträge vergebenen Keywords. Diese konnten, anstelle auf ein kontrolliertes Vokabular zurückzugreifen, über ein Freitextfeld beliebig gewählt werden und veranschaulichen infolgedessen insbesondere die Vielfalt der in den Digital Humanities im deutschsprachigen Raum relevanten Themen. Insgesamt wurden für die 130 angenommenen Einreichungen 563 Keywords, also durchschnittlich rund vier Keywords pro Beitrag, vergeben, die von Kartierung, data feminism und computational methods über ontologies, HTR und Best Practices bis hin zu Digitale Kunstgeschichte, Algorithmenkritik und Arzneimittelrezepte reichen:
Wiederholt präsent sind dabei, wie die obige Wortwolke ersichtlich macht, insbesondere die Begriffe Linked Open Data (6 Nennungen), Digitale Edition (6 Nennungen), Open Access (5 Nennungen) und Semantic Web (5 Nennungen), aber auch die Termini Datenmodellierung (4 Nennungen), Visualisierung (4 Nennungen), Infrastruktur (4 Nennungen) und Open Science (3 Nennungen) werden unter anderem mehrmals genannt.
Demgegenüber finden 386 der angeführten Keywords (z.B. Scalable Reading, Werkgenese, Datenstandards) bei einem Zeichenkettenvergleich, der Groß- und Kleinschreibung vernachlässigt, keine Entsprechung und kommen wortwörtlich je nur in einziges Mal zur Verwendung. Diese große Gruppe unikaler Keywords kann einerseits zum Teil auf die Mehrsprachigkeit der Konferenz (z.B. maschinelles Lernen vs. Machine Learning), grammatische Varianten (z.B. Korpus vs. Korpora), Tippfehler (z.B. Forschungsdatenmanagegement) oder verschiedene Benennungspräferenzen bzw. ‑traditionen (z.B. Editionswissenschaft vs. Editorik) zurückgeführt werden; andererseits offenbart sie die starke Themen- und Methodenpluralität innerhalb der Digital Humanities, welche wiederum eine zweiseitige Medaille bildet: Auf der einen Seite besteht hierin eine wertvolle Ressource der DH-Community, im Sinne einer Chance auf vielfältige Forschungserkenntnisse, auf der anderen Seite muss die erfolgreiche Kommunikation und Zusammenarbeit gerade in derart offenen Kontexten – wie auch die als Freitext angegebenen Keywords veranschaulichen – durch übergreifende Standards sichergestellt werden. Offenheit bedarf offener Kommunikation und gemeinsamer Reflexion – und genau diese Prozesse hat die DHd-Tagung im März 2023, wie bereits in den vorangehenden Jahren, gefördert, indem sie einen kritischen Austausch von Forschenden unterschiedlicher Institutionen, Disziplinen und Interessensbereiche ermöglicht hat.