Vor 75 Jahren, am 7. Dezember 1941, griffen Torpedobomber des Kaiserlichen Japans die Pazifikflotte der Vereinigten Staaten in Pearl Harbor an und fügten ihr beträchtliche Schäden zu. Der japanische Sieg veränderte nicht nur die militärisch-strategische Lage im pazifischen Raum, sondern hatte vor allem den Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg zur Folge. Die Erinnerung an den Angriff von Pearl Harbor wird bis heute überwiegend von westlichen Narrativen dominiert, in der insbesondere die Sicht der Vereinigten Staaten wiedergegeben wird und worunter sich nicht zuletzt auch zahlreiche sogenannte Verschwörungstheorien ranken. Der Historiker Takuma Melber bringt mit seiner aktuellen Studie zu Vorgeschichte, Verlauf und Folgen des Überfalls auf Pearl Harbor die japanische Perspektive mit ein. Wir haben ihn dazu befragt.
"Für meine Forschung ziehe ich japanische Primär- und Sekundärquellen heran"
L.I.S.A.: Herr Melber, Sie haben sich als Militärhistoriker vor allem mit Japan während des Zweiten Weltkriegs beschäftigt. Zuletzt ist Ihr Buch über den Angriff des kaiserlichen Japans auf den US-amerikanischen Pazifikstützpunkt Pearl Harbor erschienen. Wie kam es zu dieser Themenwahl?
Melber: Der C.H. Beck Verlag hatte mich angefragt, ob ich Interesse hätte ein Buch über Pearl Harbor zu schreiben. Ich muss zugeben, dass diese Anfrage für mich sehr überraschend kam. Schließlich war ich zum Zeitpunkt der Anfrage noch dabei, meine Dissertationsschrift zur japanischen Besatzung Malayas und Singapurs fertig zu schreiben. Wie sich im Gespräch mit dem Lektor des Verlags herausstellte, nahm der Verlag den in diesem Jahr anstehenden 75. Jahrestag des japanischen Angriffs auf den US-Flottenstützpunkt Pearl Harbor zum Anlass, um ein neues Buch über Pearl Harbor auf den Markt zu bringen. Zielsetzung war es, deutlich stärker als in den bisherigen, westlichen Pearl Harbor-Publikationen geschehen, auch die japanische Perspektive auf dieses ganz zentrale Ereignis in die Darstellung miteinzubeziehen. Dem Verlag schien ich hierfür der geeignete Autor zu sein, da ich für meine Forschungsarbeiten zum Themenkreis „Japan im Zweiten Weltkrieg“ insbesondere japanische Primär- und Sekundärquellen heranziehe. Vielleicht hat es auch eine gewisse Rolle gespielt, dass ich ein gebürtiger Deutsch-Japaner bin und damit sowohl den deutschen, aber eben auch den japanischen Blick auf den Zweiten Weltkrieg kenne. Auf jeden Fall empfinde ich es nicht nur als eine sehr schöne Geschichte, sondern geradezu als eine große Ehre, als noch relativ junger Historiker von so einem renommierten Verlag wie C.H. BECK das Vertrauen für die Umsetzung eines solchen Buchprojekts erhalten zu haben.
Das Angebot des Verlages habe ich natürlich sehr gerne angenommen und da „Pearl Harbor“ eines der großen und ganz zentralen Themen ist, um Japans Geschichte im Zweiten Weltkrieg, aber eben auch generell den Krieg als Weltkrieg und globalen Konflikt zu verstehen, war es für mich ganz besonders reizvoll, mich dieser Thematik anzunehmen.
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"Was antworten Sie auf diese und andere Theorien? Kann historische Forschung solche Anschauungen endgültig widerlegen?"
Eine entlarvende Fragestellung. Seriöse Wissenschaft forscht in alle Richtungen. Wer hingegen im Vorhinein schon etwas "widerlegen" möchte, betreibt keine Wissenschaft.