Als Doktorand:in ist man auf Feedback und Input angewiesen, um die eigene Forschungsarbeit zu verbessern und voranzutreiben. Außerhalb des eigenen Lehrstuhls kann es manchmal jedoch schwierig sein, qualitativ hochwertiges Feedback zu erhalten. In solchen Fällen kann die Teilnahme an einem Doctoral Consortium eine hervorragende Möglichkeit bieten, um Feedback von erfahrenen Wissenschaftler:innen zu bekommen und in einen Austausch mit anderen Nachwuchsforschenden zu treten.
Ein Doctoral Consortium ist eine Veranstaltung, die speziell für Doktorand:innen konzipiert ist, um ihre Forschungsarbeiten vorzustellen, Feedback zu erhalten und sich mit anderen Wissenschaftler:innen auszutauschen. Die meisten Doctoral Consortia finden im Rahmen größerer Konferenzen statt und bieten eine gute Gelegenheit, ihre Arbeit einem Publikum von Expert:innen zu präsentieren. Das Format des Doctoral Consortiums sieht in der Regel vor, dass jede:r Vortragende eine kurze Präsentation von etwa 20 Minuten hält, gefolgt von einer Diskussion von etwa 10 Minuten.
So auch auf der diesjährigen DHd-Konferenz, wo ich die Möglichkeit hatte, meine Doktorarbeit einem breiteren Fachpublikum vorzustellen. In meiner Dissertation "Mixed Methods in der Genozidforschung" kombiniere ich traditionelle Methoden der historischen Quellenanalyse mit automatisierten, computergestützten Techniken aus dem Natural Language Processing (NLP), um verschiedene Aspekte von Zeug:innenaussagen in Völkermordtribunalen zu analysieren.
Da ich mich zeitlich ungefähr in der Mitte meines kumulativen Dissertationsprojekts befinde, konnte ich einerseits bereits durchgeführte Studien und konkrete Ergebnisse vorstellen, gleichzeitig aber auch noch offene Fragen für weitere Projekte diskutieren. Das Feedback, das ich beim Doctoral Consortium erhalten habe, war äußerst hilfreich für meine Forschung. Insbesondere hat es mir geholfen, meine Ergebnisse in einen größeren Kontext zu setzen und wichtige methodische Fragen zu klären. Zum Beispiel wurde diskutiert, wie verschiedene Sprachmodelle vergleichbar gemacht werden können und welche Auswirkungen die Definition des Trauma-Begriffs auf die Ergebnisse meiner Studie hat. Außerdem wurde die Anwendung von Topic Modeling diskutiert.
Einer der Vorteile des Doctoral Consortiums ist der geschützte Rahmen, in dem es stattfindet. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, ihre Arbeit in einem sicheren und unterstützenden Umfeld vorzustellen, ohne sich Sorgen machen zu müssen, dass ihre Arbeit öffentlich kritisiert wird. Damit einher geht auch die Möglichkeit, noch nicht komplett ausgearbeitete Ideen zu präsentieren, die sonst vielleicht keinen Eingang in ein Konferenzprogramm gefunden hätten.
Für mich persönlich war das Doctoral Consortium auf der DHd23 eine sehr wertvolle Erfahrung. Ich erhielt konstruktives Feedback zu meiner Arbeit, konnte Kontakte knüpfen und neue Projektideen generieren. Gleichzeitig konnte ich im Rahmen meiner ersten DHd die Konferenz und den Fachbereich niedrigschwellig kennenlernen, gleichzeitig durch einen eigenen Beitrag aber auch Fuß fassen, und fühle mich nun vorbereitet, meine Arbeit auch einem breiteren Publikum vorzustellen.
Ich möchte alle Doktorand:innen ermutigen, sich für ein Doctoral Consortium zu bewerben, da dies eine sehr wertvolle Chance ist, um Feedback zu erhalten und wichtige Kontakte in seinem Forschungsbereich zu knüpfen. Wer bereits Ergebnisse einzelner Teilprojekte präsentieren kann, kann dabei durchaus auch darüber nachdenken, einen Beitrag für das Hauptprogramm einzureichen.