Von der Mitte des 19. Jahrhunderts an war die Reformpolitik im Osmanischen Reich, wie zuvor schon in seiner ägyptischen Provinz, explizit als Modernisierung angelegt. Sie zielte auf eine Stärkung zentralstaatlicher Kontrolle, bewirkte zugleich aber, gewollt und ungewollt, eine grundlegende Umgestaltung der Gesellschaft. Dabei ließ sich die Emanzipation von Sklaven und Nichtmuslimen (nicht aber der Frau) vornehmlich als Reaktion auf äußeren Druck verstehen; nicht so die Herausbildung einer neuen städtischen Mittelschicht, die sich als Bürgertum verstand und engagierte - im Osmanischen Reich ebenso wie in seinen arabischen Nachfolgestaaten. Den gesellschaftlichen Umbrüchen und den Versuchen, unter kolonialen Vorzeichen eine 'lokale Moderne' zu schaffen, sei sie religiös oder säkular fundiert, gilt der Vortrag von Prof. Dr. Gudrun Krämer.
Munich History Lecture
Welchen Beitrag kann die moderne Geschichtswissenschaft zur Erklärung der Welt leisten? Dies ist die Leitfrage der im Sommersemester 2011 etablierten Munich History Lecture.
Die Vorlesungsreihe will den spezifischen Beitrag der Geschichtswissenschaft zum Verständnis drängender Gegenwartsprobleme und Zukunftsfragen sichtbar und nutzbar machen. Sie durchleuchtet das historische Werden zentraler Entwicklungen bei der Entstehung der modernen Welt, wie die Grundlagen Europas und der Globalisierung, den Formenwandel von Krieg und Frieden, die Bedingungen von Wohlstand und Wirtschaftskrisen, die Ursachen von Massenverbrechen und Genoziden oder die Formierung multilateraler Regime und Ordnungssysteme. Zu diesen Themen nehmen herausragende, international bekannte Historiker und Historikerinnen aus dem Aus- und Inland Stellung.
Die Veranstaltungen richten sich an Lehrende und Studierende der LMU sowie an eine breitere Öffentlichkeit.
Die Reihe wird gefördert von der Münchner Universitätsgesellschaft und der Gerda Henkel Stiftung.