Margarethe von Savoyen, Barbara Gonzaga oder Henriette von Mömpelgard: Die spätmittelalterliche Geschichte des deutschen Südwestens kennt viele internationale Fürstinnen, die durch ihr Wirken der Nachwelt in Erinnerung geblieben sind. Doch welche Handlungsspielräume hatten adelige Frauen im Spätmittelalter? Welchen Einfluss hatte ihre Internationalität? Und was macht eine "starke Frau" historisch betrachtet aus? Darüber haben wir mit dem Mittelalterhistoriker und Leiter des Hauptstaatsarchivs Stuttgart Prof. Dr. Peter Rückert gesprochen.
"Ertrag für die Forschung wie auch Publikumsinteresse "
L.I.S.A.: Herr Professor Rückert, kürzlich erschien ein von Ihnen herausgegebener Tagungsband mit dem Titel „Starke Frauen? Adelige Damen im Südwesten des spätmittelalterlichen Reiches“. Würden Sie eingangs kurz den Hintergrund des Bandes und der Tagung erläutern? Was war der Anlass, sich mit der Geschichte adeliger Damen im Südwesten auseinanderzusetzen?
Prof. Rückert: Die gleichnamige Tagung, auf die dieser Band zurückgeht, hat im Rahmen unserer internationalen Ausstellung „Die Tochter des Papstes: Margarethe von Savoyen“ im Herbst 2020 im Hauptstaatsarchiv Stuttgart stattgefunden. Die Vorträge und Diskussionen sollten, ansetzend an das Thema der Ausstellung, Margarethe von Savoyen und ihr Umfeld in breiterem Kontext beleuchten und wissenschaftlich in die aktuellen Diskurse um adelige Frauen im späten Mittelalter einordnen.
Die Beschäftigung mit adeligen Damen hat im Hauptstaatsarchiv Stuttgart und auch bei mir persönlich bereits längere Tradition. Ausgehend von den internationalen Gemahlinnen der württembergischen Grafen und Herzöge führte schon mit Henriette von Mömpelgard (1997) Antonia Visconti (2005) und Barbara Gonzaga (2011) der kulturhistorische Weg über die Grenzen nach Frankreich bzw. nach Italien – ein wissenschaftlicher Weg, der zuvor in dieser Form noch nicht beschritten war und Ertrag für die Forschung wie auch Publikumsinteresse versprach.