Zu Beginn des Ersten Weltkriegs brach in Köln das Chaos aus, das Militär übernahm die Kontrolle. Die hohe Zahl an Einberufungen zum Kriegsdienst legte die Produktion in den Fabriken lahm - die Arbeiter wurden ihnen förmlich entzogen. Züge mit rekrutierten Soldaten verließen zu Tausenden die Stadt. Ihnen kamen ebenso viele Züge mit Verwundeten entgegen. Aufgrund seiner relativen Nähe zur Westgrenze war Köln bereits vor dem Krieg zur Festungsstadt ausgebaut worden. Nun wurden zusätzlich zu den zahlreichen Forts, die wie ein Ring die Stadt umschlossen, noch 35 Kilometer Schützengräben ausgehoben und 50.000 Kubikmeter Stacheldraht verlegt. Welche Auswirkungen der Erste Weltkrieg auf Politik und Wirtschaft der Stadt Köln noch hatte, erläutert der Historiker und Hürther Stadtarchivar Dr. Manfred Faust in seinem Vortrag.
Tagung "Köln im Ersten Weltkrieg. Politik, Gesellschaft und Menschen im Krieg "
am 16. Mai 2014
Die enorme mediale und gesellschaftliche Aufmerksamkeit, die die Erinnerung an den Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren in diesem Jahr erfährt, beruht auch auf der langjährigen Geringschätzung dieses Themas, das in Deutschland ganz im langen Schatten der Zeit des Nationalsozialismus stand. Heute wird der Zäsurcharakter des Ersten Weltkrieges viel deutlicher wahrgenommen. Auch und gerade auf der Ebene der Kölner Stadtgeschichte trifft das ebenfalls zu.
In der Tagung wurde das Thema „Köln und der Erste Weltkrieg“ in seiner Vielschichtigkeit vorgestellt. Neben einer allgemeinen Einordnung stand die Präsentation neuer Forschungsergebnisse zur wirtschaftlichen und politischen Entwicklung in der Domstadt und zur Situation der Bevölkerung im „großen Krieg“. Eine andere Perspektive bietet sich aus der Sicht eines Kölner Traditionsunternehmens und aus der Wahrnehmung des Krieges in einer bedeutenden Kölner Familie. Die Nutzungsmöglichkeiten einer umfassenden Kriegschronik zum Weltkrieg im Historischen Archiv der Stadt Köln wurden abschließend dargestellt.