In der medialen Berichterstattung über die vermeintlich eindeutigen Zusammenhänge von Islam und Terror fallen viele Begriffe - oft ziemlich wahllos und unreflektiert: Islamismus, Islamischer Fundamentalismus, Islamistische Terrorzelle, Islamisierung oder auch Salafismus. Letzteres hat als Begriff vor allem in den vergangenen Monaten Hochkonjunktur. Aber was ist eigentlich Salafismus genau? Wo kommt dieser Begriff her? Und wie verhält er sich zu den vielen anderen Begrifflichkeiten rund um den Islam? Der Islam- und Politikwissenschafter Thorsten Gerald Schneiders hat jüngst einen Band zum Salafismus herausgegeben. Wir haben ihm unsere Fragen gestellt.
"Grundlagenwissen zusammentragen und neue Erkenntnisse liefern"
L.I.S.A.: Herr Schneiders, Sie haben vor Kurzem einen umfassenden Sammelband mit dem Titel „Salafismus in Deutschland. Ursprünge und Gefahren einer islamisch-fundamentalistischen Bewegung“ herausgegeben. Mit welcher Motivation und Absicht haben Sie sich dieses Projekts angenommen?
Schneiders: Der Salafismus ist ein relativ neues Phänomen. Der Verfassungsschutz beobachtet ihn seit 2006. Und in der breiten Öffentlichkeit ist er erst seit vielleicht zwei bis vier Jahren präsent. Das bedeutet, dass wir aktuell nur über wenig unabhängige, fachliche und wissenschaftliche Expertise verfügen. Genau diese ist aber unerlässlich, um der salafistischen Radikalisierung begegnen zu können. Mein Anliegen war es daher, das derzeitige Grundlagenwissen zusammenzutragen und neue Erkenntnisse zu liefern, um die Öffentlichkeit zu informieren und eine breitere Basis für weitere Forschungsansätze zu schaffen. So ist das derzeit umfassendste Werk zum Thema Salafismus in deutscher Sprache entstanden. Es reißt im Grunde alle Aspekt an, von den islamtheologischen Grundlagen bis hin zu den konkreten Präventionsmaßnahmen. Zudem integriert das Buch die Erfahrungsberichte einer Aussteigerin und eines Opfers der Salafisten.