L.I.S.A.: Sie zeigen in Ihrer Arbeit, dass der Fußball nicht nur von seiner wachsenden Popularität profitierte, als er sich in den 1970ern vom Sport des unteren Drittels zum Spektakel der Massen wandelte, sondern auch von guten Kontakten der jeweiligen Vereinsführung in die kommunale sowie in die Landespolitik. In Ihrem Buch geht es dabei konkret um die engen Verbindungen zwischen dem FC Bayern München und der CSU, die dem Club zu mehr Geld verhalf. Warum war gerade Bayern München der CSU ein attraktiver Partner? Und wie verhielten sich Profis wie Gerd Müller, Franz Beckenbauer, Sepp Maier, Uli Hoeneß und Paul Breitner zur Politik? Alles politisierte Fußballstars?
Dr. Woller: Der FC Bayern München hatte um 1970 eine überaus vielversprechende, sehr erfolgreiche Mannschaft, aber nicht genug Geld, um sie aus eigenen Mitteln legal zu bezahlen. Abhilfe konnte nur die Politik schaffen – die SPD, die in der Stadt den Ton angab, oder die CSU, die im Land Bayern regierte. Dass der FC Bayern mit der CSU ins Geschäft kam, hatte weniger mit weiser Voraussicht zu tun, um so mehr aber mit der Tatsache, dass die Stadtspitze den Bayern die kalte Schulter zeigte, weil sie sich dem Stadtrivalen 1860 ideologisch näher fühlte. Ausdruck dieses von den Umständen erzwungenen Kurswechsels war der Übertritt des Bayern-Präsidenten Wilhelm Neudecker von der SPD zur CSU, der er sich dann mit Leib und Seele verschrieb. Die Mannschaft machte diesen Schwenk mit und engagierte sich von da ab ziemlich intensiv für die CSU – Fototermine mit Ministern, gemeinsame Auftritte mit CSU-Größen, Empfehlungen im Wahlkampf. Ideologische Nähe mag dabei eine Rolle gespielt haben, gewiss aber auch die Erwartung gemeinsamer Synergieeffekte (sprich: finanzielle Vorteile und Wählerstimmen), gegen die nichts einzuwenden ist, wenn sie sich im Rahmen und Recht und Gesetz bewegen, was aber oft und oft nicht der Fall war. Also eher keine politisierten Fußballstars, sondern gewiefte Profis und gewinnorientierte Geschäftsleute, die genau erkannten, dass die Nähe zur Politik sich auszahlen konnte – bei Steuerproblemen und bei der Akquise von Nebenbeschäftigungen.