Koptische Manuskripte waren für die Grundlegung der ägyptischen Philologie im 19. Jh. unverzichtbar und sind für den Ausbau der ägyptischen Sprachwissenschaft seit der Berliner Schule Adolf Ermans immer noch wertvoll. Die Erman-Vorlesung 2017 wird von Heike Behlmer, Inhaberin des Göttinger Lehrstuhls für Ägyptologie und Koptologie und Leiterin eines Akademieprojekts zur Edition der koptischen Septuaginta, gehalten.
Mehr noch als andere Literaturen des christlichen Orients hat die der ägyptischen Christen unter Fragmentierung, Zerstreuung und Verlust gelitten. Manuskripte der koptischen Bibel etwa sind in über 100 Museen, Bibliotheken und Sammlungen weltweit zu finden.
Bemühungen, den Text der koptischen Bibel zu rekonstruieren und zu edieren, waren und sind mit dem Problem des Zugangs zu den physischen Handschriften bzw. Fragmenten konfrontiert. Wie erfahren Gelehrte, welche Handschriften existieren und wo sie aufbewahrt werden, wie bekommen sie Erlaubnis (und finanzielle Mittel), Bibliotheken und private Sammlungen zu besuchen, wie regeln Institutionen und Sammler den Leihverkehr? Welche Rolle spielen dabei staatliche Institutionen und wie verändert im 19.Jh., der Zeit enormer Material- und Wissenserweiterungen, die weltpolitische Situation den Zugang zur handschriftlichen Überlieferung „orientalischer“ Kulturen?
Der Vortrag soll anhand einiger Beispiele aus der Arbeit an der koptischen Bibel vom 19. Jh. bis heute diesen logistischen, finanziellen und (wissenschafts-)politischen Fragen nachspüren – Fragen, die selbst in Zeiten des Informationsüberflusses noch eine Rolle spielen.
Um Anmeldung wird gebeten Anmeldung bis zum 29.10. unter:
www2.bbaw.de/anmeldung-erman-vorlesung17