Heute Abend um 20 Uhr ist es soweit: Der Geschichtstalk im Super7000 geht in die dritte Runde. Diskutiert werden historische Gewissheiten: Welche Rolle spielt Geschichte bei der Ausgrenzung von Minderheiten? Und auf welche Gewissheiten beziehen wir uns, wenn wir von den "Anderen" sprechen? Wie gehen wir mit Erkenntnissen um, die unseren Überzeugungen widersprechen? Sind selbst wissenschaftliche Erkenntnisse letztlich eine Glaubenssache, auch weil wir gerade in den Geisteswissenschaften den Glauben an die eine letztgültige Wahrheit aufgegeben haben?
Heute um 20 Uhr | Der Geschichtstalk im Super7000
Alles eine Frage des Glaubens? Gewissheiten historisch | 20 Uhr - hier bei L.I.S.A.live
Zu Gast sind Prof. Dr. Antje Flüchter, Professorin für Frühe Neuzeit an der Universität Bielefeld, Prof. Dr. Eva Schlotheuber, Professorin für Mittelalterliche Geschichte an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und Prof. Dr. Martin Zimmermann, der den Lehrstuhl für Alte Geschichte an der Ludwig-Maximilians-Universität München inne hat. Moderiert wird der Talk von Georgios Chatzoudis (L.I.S.A.).
Sie sind eingeladen, sich in diese Live-Debatte einzuschalten und sich mit Kommentaren, Fragen und Anregungen via Facebook, Twitter, bei L.I.S.A. und in unserem Blog zu beteiligen.
Ausgangsposition von Eva Schlotheuber
Glaubensfragen zu verhandeln ist kein einfaches Unterfangen, aber die historische Perspektive hilft dabei. Der Glaube beschäftigt sich mit Fragen, die die Menschen schon immer umgetrieben haben. Die Antworten sind notwendigerweise zeitgebunden und im Rückblick immer an der einen oder der anderen Ecke defizitär. Wichtiger ist aber, dass die Fragen im Raum sind. Religionen und Glaubensgemeinschaften eröffnen ihren Mitgliedern eine gemeinsame Plattform, auf der sie benannt und verhandelt werden können – und eine Antwort angeboten wird, die sich der allen Menschen inhärenten Angst vor Existenzfragen zuwendet.
Ausgangsposition von Martin Zimmermann
Eine differenzierte Wahrnehmung der Moslems ist unmöglich geworden. Dass sehr viele Anhänger dieses Glaubens sich selbst von radikalisierten Gläubigen der eigenen Religion bedroht sehen, wird kaum registriert. Deshalb können auch viele Politiker und Bürger sowie Medien, die für Verständnis und Integration werben, häufig nicht wahrnehmen, dass der Islam schwere innere Konflikte austrägt und sich verschiedene Gruppen auf das heftigste bekämpfen.
Ausgangsposition von Antje Flüchter
Bei dem Phänomen der Islamophobie, wie überhaupt bei vielen der derzeitigen Debatten, wird erschreckend deutlich, dass die Dekonstruktion größerer Einheiten, sei es Nation, Religion oder Geschlecht, wie sie die Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaftler in den letzten Dekaden immer wieder nachgewiesen haben, kaum in der Öffentlichkeit angekommen sind. Vielmehr zeigt sich gerade bei diesen Themen derzeit ein großes Bedürfnis nach einfachen Antworten, nach Gewissheiten und nach Identifizierungsangeboten oder Identitätsgewissheiten. Dies ist ebenso verständlich wie gefährlich.