Seit einigen Jahren wird Virtual Reality (VR) vermehrt in der Geschichtsvermittlung eingesetzt. Ziel dieser Angebote im Tourismus sowie im Bildungsbereich ist häufig das „Zeitreiseerlebnis“ und damit die „leibhaftige Erfahrung“ der Vergangenheit. Über technische, ästhetische Strategien soll ein Gefühl der Präsenz bei den Nutzer:innen erzeugt und damit Geschichte „mehrdimensional, multisensorisch und realitätsnah erfahrbar“2 gemacht werden. So kann der Eindruck entstehen, dass die Vergangenheit tatsächlich erfahrbar ist, da in vielen VR-Anwendungen der Konstruktionscharakter von Geschichte nicht transparent gemacht, sondern vielmehr verschleiert wird. Die Geschichtsdidaktik/Public History steht damit vor der Aufgabe, VR als geschichtskulturelles Phänomen zu untersuchen und die Fragen danach zu stellen, wie geschichtsbezogene VR produziert und rezipiert wird. Der Vortrag widmet sich zum einen der Darstellung von VR als digitales geschichtskulturelles Phänomen, das einen Erfahrungsraum für Geschichte eröffnet. Außerdem werden exemplarisch Studien aus dem Projekt ViRaGe vorgestellt und in Hinblick auf die Konsequenzen für historisches Lernen diskutiert.
Die Fachkonferenz, 02.-04. Juni 2022, Paderborn
Unsere Geschichte(n) und Umgangsweisen mit Vergangenem sowie unsere Erinnerungen daran sind nicht zuletzt Ausdruck und Produkt gesellschaftlich-kommunikativer bzw. medialer Praktiken und deren institutionellen Rahmenbedingungen. Was passiert jedoch mit den gesellschaftlich geteilten Geschichten und Erinnerungen, wenn sich Öffentlichkeit und gesellschaftliche Aushandlungsprozesse immer mehr in den digitalen Raum verlagern oder sogar zum Ausgangspunkt dieser werden? Wie interagieren digitaler Wandel, eine neue Kultur der Digitalität und Geschichtskultur(en) miteinander? Wohin führen uns diese Entwicklungen in den geschichtskulturellen Institutionen, wie z.B. in Schulen und Universitäten, Museen, Bibliotheken und Archiven, aber auch in den Massenmedien und Social Media? Und wie können oder sollen diese darauf reagieren? – Diese und andere sind die leitenden Fragen der vom Bereich für Theorie und Didaktik der Geschichte der Universität Paderborn zusammen mit unseren Kooperationspartnern geplanten öffentlichen Fachkonferenz, die sich sowohl an Personen richtet, die sich professionell mit der Erforschung von Geschichte und historischem Lernen befassen, als auch an alle anderen am Thema Geschichte, Digitalisierung und Digitalität Interessierte.