L.I.S.A.: Welche Sportarten wurden in den Betrieben für welche Arbeitsbereiche angeboten bzw. angeordnet? Ging es dabei mehr um den körperlichen Ausgleich, also eher tätigkeitsfremde Übungen, oder sollten vor allem Skills trainiert werden, die dem jeweiligen Arbeitsfeld entsprachen?
Kleinmanns: Die Umstrukturierung des Betriebssports und die Einbeziehung von Ärzten war, wie ich es in dem Beitrag auch zeige, tendenziell eher formeller Natur. Trotzdem setzte sich in dieser Zeit der Gedanke durch, dass Ausgleichssport für die Produktivität förderlich sein könnte, so dass diese Art des Sports vermehrt zur Pflicht wurde. Für diese Erkenntnis hätte man eigentlich nicht unbedingt Ärzte benötigt, trotzdem begleiteten sie diesen Prozess.
Der Gedanke hinter dem Betriebssport lag also explizit nicht auf der Verbesserung bestimmter Handgriffe, sondern auf der Entlastung durch andere Bewegungsabläufe. Einer Monotonie sollte damit vorgebeugt werden. Allerdings, wie schon beschrieben, keinesfalls aus altruistischen Motiven der Betriebsleitung, sondern zur Aufrechterhaltung einer möglichst hohen Produktivität.
Wie schon angedeutet, waren es aber nicht die Turnübungen, die bei der Belegschaft auf ein hohes Interesse stießen. Neben den klassischen Ausgleichssportarten, wie eben verschiedenen Formen der Gymnastik, die verpflichtend am oder in der Nähe des Arbeitsplatzes durchgeführt wurden, waren vor allem die ohnehin schon beliebten Sportarten wie Fußball oder Leichtathletik die am meisten nachgefragten Sportarten. Bei Krupp in Essen reichte das Angebot der Sportarten trotzdem von der „Allgemeine Körperschulen“ über „Turnen“, „Schwimmen“ und „Leichtathletik“ bis hin zum „Hand-“ und „Fußball“. Für Frauen gab es die beiden Angebote „Gymnastik für Frauen“ und „Leichtathletik für Frauen“.