Bei der Anerkennung von Asylanträgen gibt es zwischen den Bundesländern in Deutschland ein signifikantes Ungleichgewicht. So das Ergebnis einer heute vorgestellen Studie, die der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Gerald Schneider von der Universität Konstanz gemeinsam mit der Studentin Lisa Riedel durchgeführt hat. Tatsächlich sei dieses Ungleichgewicht vom Gesetzgeber und vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) nicht gewollt - im Gegenteil. Die Asylvergabe ist in der Bundesrepublik über das BAMF zentral geregelt, was eigentlich dazu führen sollte, dass zwischen den Bundesländern eine ungefähre Balance in den Anerkennungsquoten entsteht. Die Praxis sieht aber anders aus. Wir haben Professor Schneider dazu unsere Fragen gestellt.
"Ein systematischer Zusammenhang"
L.I.S.A.: Herr Professor Schneider, gemeinsam mit der Masterstudentin Lisa Riedel haben Sie eine Studie zum Anerkennungsverhalten des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) durchgeführt. Bevor wir auf die Studie näher eingehen, was hat Sie dazu veranlasst, diese Studie anzugehen? Was war Ihre Ausgangsbeobachtung?
Prof. Schneider: Im Dezember 2015 hat mich die Fachschaft für Politik- und Verwaltungswissenschaft zu einem Vortrag eingeladen. In diesem erwähnte ich diese Ungleichheiten in der Chance, je nach zugeteiltem Bundesland als Flüchtling anerkannt zu werden, als mögliches Thema für eine Abschlussarbeit. Motiviert war dies von meinen Studien Ende der 1990er Jahre zur Asylpolitik in der Schweiz und der EU. Die unterschiedliche Aufnahmebereitschaft der Bundesländer während der sogenannten Flüchtlingskrise hatte mich in meinem Eindruck bestärkt, dass es hier vermutlich einen systematischen Zusammenhang gab. Frau Riedel kam dann nach dem Vortrag auch mich zu.