Die Vortragsreihe „Europa in der Krise. Problemdiagnose und Zukunftsperspektiven“ im Rahmen des Jahresthemas 2013|14 an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften geht in ihre dritte Runde. In diesem Teil der Reihe thematisiert der Politikwissenschaftler Michael Zürn die Konsequenzen der Finanz- und Währungskrise für die europäische Integration und versucht - aus einer transnationalen Perspektive - Wege einer europäischen Verständigung nach der Krise aufzuzeigen.
Die Finanz- und Währungskrise stellt eine entscheidende Wegmarke für den europäischen Einigungsprozess dar. Sie akzentuiert und demaskiert die vorherrschende Logik europäischer Entscheidungsprozesse. Damit werden die Spannungen zwischen nationaler Demokratie und supranationaler Technokratie unübersehbar. Die Finanz- und Währungskrise muss aber weder automatisch zu einer Ausweitung technokratischer Entscheidungsfindung auf Kosten demokratischer Kontrolle, noch muss sie unweigerlich zu einer Renationalisierung der politischen Landschaft in Europa führen. Vielmehr befinden wir uns stattdessen an einer institutionellen Weggabelung: Einerseits zeigt sich immer deutlicher, dass der alte Pfad der europäischen Einigung kaum noch erfolgversprechend scheint. Andererseits verbessert die gesellschaftliche Politisierung aber die Voraussetzungen, um die Europäische Integration auf einen anderen Pfad zu setzen.