Zur Untersuchung der refugee-led CBOs in Uganda sind wir explorativ vorgegangen, um unterschiedliche Facetten und Zwecke der Organisationen beleuchten zu können. Unsere Einblicke zeigen, dass diese refugee-led CBOs in diversen Formen auftreten können. Sie reichen von recht losen Verbindungen wie zweckgebundene ökonomische Netzwerke oder Spargruppen mit bis zu 20 Mitgliedern, bis hin zu institutionalisierten Organisationen, die als NGOs in Uganda registriert sind. Die Gruppen decken diverse Ziele ab – Spargruppen und ökonomische Netzwerke dienen dem wirtschaftlichen Nutzen der Mitglieder, registrierte NGOs u.a. der schulischen und beruflichen Bildung. Von zentraler Bedeutung in allen Gruppenbildungen ist allerdings die soziale Komponente.
Unsere Untersuchungen in Kyaka II und Kampala verdeutlichen, dass die refugee-led CBOs stets besondere kollektive Bemühungen, aber auch individuelle Strategien darstellen, die Geflüchtete für ihre Sicherheit, ihren Lebensunterhalt und ihren Alltag nutzen. Dabei korrespondieren oftmals individuelle Interessen, wie etwa die Möglichkeit zum Sparen zu haben, mit kollektivem Nutzen, wie die Kreditvergabe an andere. Daher erweisen sich die refugee-led CBOs im Wesentlichen als soziale Unterstützungssysteme und -netzwerke, die sich auf das Engagement von Einzelpersonen stützen und im Laufe der Zeit stärken oder sogar institutionalisieren.
Diese Gruppierungen sind nicht auf gewisse Räume etwa in Aufnahmelagern begrenzt, sondern können sowohl regional im Aufnahmeland und grenzüberschreitend wirken als auch von vergangenen Traditionen in Herkunftsländern geprägt sein. Letzteres zeigt sich beispielhaft in lokalen Mechanismen zur Konfliktlösung durch Älteste und ‚local leaders‘, die eine wichtige Funktion für und in der Gemeinschaft erhalten. Bei Spannungen etwa unter Familienangehörigen oder in der Nachbarschaft treten diese VertreterInnen ein und helfen bei der Beilegung. Diese Mechanismen sind nicht auf das Umfeld in Uganda begrenzt, sondern Geflüchtete nutzten sie teils bereits vor der Flucht in ihren Herkunftsländern. Ähnliches zeichnet Katharina Inhetveen hinsichtlich Repräsentationssystemen nach, was sie als importierte Machtstrukturen bezeichnet.
Charakteristisch für die institutionalisierten refugee-led CBOs, die etwa als kulturelle Tanz- und Gesangsgruppen in Kyaka II, gefestigte Spargruppen oder registrierte Organisationen in Kyaka II und Kampala auftreten, ist die Organisiertheit. Sie zeichnen sich durch regelmäßige Treffen aus, sind oft geregelt durch Satzungen und hierarchische Entscheidungsstrukturen mit Positionen wie einem Vorsitzenden, Stellvertreter und Schatzmeister. Durch die Satzungen bestimmen die Mitglieder der jeweiligen Organisationen gemeinsame Ziele.
Indes geht es nicht nur um das eigene Erreichen der Ziele innerhalb der Gruppen, häufig verkörpern die Gruppen eine Form der eigenständigen Hilfe zur Selbsthilfe unter Geflüchteten. Denn in Gruppen organisierte Individuen setzen sich für die Gemeinschaft ein. Unter den institutionalisierten refugee-led CBOs ist ein Beispiel aus Kampala die Organisation YARID, die ‚Young African Refugees for Integral Development‘. Als in Uganda registrierte NGOs, die 2007 von kongolesischen Geflüchteten gegründet wurde, bietet die Organisation Geflüchteten in Kampala Sprachkurse und Berufsausbildungen an und unterstützt sie somit direkt. Auch in Kyaka II gibt es solche registrierten Organisationen, die sich für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Gemeinschaft engagieren. Zwei Jugendinitiativen können exemplarisch genannt werden: Die Gruppe ‚Live Green Live In Wealth‘ zielt darauf ab, die Umwelt nachhaltig zu verbessern und Brennholz bereitzustellen. Die Gruppe ‚KITAD‘ strebt an, die schulische Bildung im Flüchtlingslager auszuweiten, indem sie Informationen und Übersetzungen für Geflüchtete zur Verfügung stellen und eine Berufsschule fördert. Über KITAD berichtete auch Israel Katembo in seinem Beitrag.