Rechtspopulistische Parteien und Bewegungen haben sich heute fast europaweit etabliert. Die Kampagne der eurokritischen Partei UKIP zum Brexit ist nur ein Beispiel dafür. In Deutschland sitzt mit der AfD eine rechtspopulistische Partei in elf Landtagen und in Polen ist die Partei „Recht und Gerechtigkeit“ an der Regierung. Anfang 2017 trafen sich Europas führende Rechtspopulisten, um vereint gegen Europas Vereinigung zu agieren. Populistische Bewegungen sind hingegen nichts Neues in Europa. Schon seit den 1970er Jahren hat sich in Frankreich mit dem Front National eine rechtspopulistische Partei entwickelt. Inwieweit sich auch auf der Linken populistische Bewegungen entwickelt haben, hängt weitgehend vom angewandten Kriterienkatalog ab. So unterscheiden sich z.B. die nationalen Einschätzungen erheblich, was die Zuordnung von Parteien wie Podemos oder Syriza angeht.
Einfache Antworten auf schwierige Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens scheinen aktuell überall Konjunktur zu haben. Wann werden populistische Bewegungen besonders stark, wann schaffen populistische Politiker den Sprung in die Regierungsverantwortung? Gibt es eine populistische Versuchung auch für etablierte Parteien und ihre Politiker? Welche Mechanismen spielen eine Rolle bei der Bildung "öffentlicher Meinung"? Hat sich diese mit den Sozialen Medien verändert? Wie kann eine gesamtgesellschaftliche Debattenkultur ohne Populismus aussehen, die gleichzeitig die Kritik aus der Gesellschaft ernst nimmt und sich nicht durch die Beschwörung von Populismus als einem Menetekel dagegen abzuschotten versucht?
Es diskutieren
PD Dr. Lutz Klinkhammer
Deutsches Historisches Institut in Rom,
Max Weber Stiftung
Prof. Dr. Wolfgang Knöbl,
Hamburger Institut für Sozialforschung
Prof. Dr. Gudrun Krämer,
Institut für Islamwissenschaft, Freie Universität Berlin
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Prof. Dr. Wolfgang Merkel,
Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung,
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Moderation: Dr. Anna-Lena Scholz, DIE ZEIT