Wofür steht Europa? In den vorherrschenden Bildern und Imaginationen von Europa gelten normative Ansprüche auf Rationalität, Aufklärung, Liberalismus, Moderne, bürgerliche Gleichheit und universelle Menschenrechte als Entdeckungen europäischer Geschichte. Doch ist die Selbstverständlichkeit dieser Annahmen historisch betrachtet noch haltbar?
Die Akademievorlesung „Europa in globaler Perspektive“, die im Rahmen des Jahresthemas 2013|14 "Zukunftsort: EUROPA" stattfindet, betrachtet in Doppelvorträgen transformative Epochen europäischer Geschichte. Mit ihren binnen- und außereuropäischen Sichtweisen präsentieren Akademiemitglieder und Gäste alternative Lesarten, die eine universalistische Geschichtsschreibung in Frage stellen - zugunsten einer Vielfalt der Perspektiven. In der Auftaktveranstaltung nehmen der bengalische Historiker Dipesh Chakrabarty und der Sozialhistoriker Jürgen Kocka die Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts in den Fokus.
Zu dieser Veranstaltung im Rahmen des Jahresthemas 2013|14 „Zukunftsort: EUROPA“ der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften laden wir Sie herzlich ein:
Akademievorlesung
EUROPA IN GLOBALER PERSPEKTIVE
mit Dipesh Chakrabarty und Jürgen Kocka
Donnerstag, 24. April 2014, 18.30 Uhr
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
Akademiegebäude am Gendarmenmarkt
Einstein-Saal, Eingang Jägerstraße 22/23, 10117 Berlin
Der Eintritt ist frei. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
EUROPA UND DER KAPITALISMUS
Jürgen Kocka
Freie Universität Berlin
Akademiemitglied
BEYOND THE EUROPEANIZATION OF THE EARTH: TOWARDS A SHARED FUTURE OF THE PLANET
Dipesh Chakrabarty
The University of Chicago
Moderation: Ute Frevert
Max-Planck-Institut für Bildungsforschung
Akademiemitglied
Jürgen Kocka zeigt in seinem Vortrag auf, dass die europäische Geschichte sowohl mit der Entstehung des modernen Kapitalismus als auch mit Kritik an diesem eng verbunden ist. Er fragt: „Gibt es - noch - eine spezifisch europäische Variante des längst globalisierten Kapitalismus? Wenn ja, was bedeutet sie für die Perspektiven Europas im globalen Zusammenhang?“
Der Vortrag von Dipesh Chakrabarty (in englischer Sprache) beleuchtet im Anschluss drei europäische Vermächtnisse: die Entwicklung von Universitäten und die damit verbundene Wissensproduktion und -organisation, die Idee der Zivilisation sowie die Vorstellung von Gerechtigkeit zwischen Nationen und Völkern. Chakrabarty beschreibt die zentrale historische Rolle dieser für ihn spezifisch europäischen Errungenschaften im Prozess der Globalisierung und betont zugleich deren heutige Bedrohung durch weltweite gesellschaftliche Herausforderungen.