Nach Czenstochau, um die Gräfin Einsiedel zu besuchen, die uns Liebesgaben geschickt hat. Dort den General Below und seinen Stab getroffen, die ebenfalls auf dem Durchmarsch nach Norden sind. Below sagt, die Russen hätten vor seinen Stellungen bei Zarki offenbar enorme Verluste gehabt; der ganze Wald vor unserem Schützengraben müsse voll Leichen liegen. Der Adjutant des Bahnhofskommandanten Richthofen sagt mir ebenfalls, alle Gefangenen sagten gleichmässig aus, sie hätten kein Essen und keine Offiziere mehr, ganze Kompagnieen würden von Unteroffizieren geführt. Ich bemerke auch, dass seit zwei oder drei Tagen so gut wie garnicht mehr geschossen wird; man holt bei mir keine Munition mehr. Seit Donnerstag stehen noch immer dieselben Munitionswagen von mir ungeleert in Olzstyn. Alles deutet darauf hin, dass die Russen hier vor unseren Stellungen fertig sind. – Nachmittags begann nach einem schönen Morgen Schnee zu fallen; aber bei Tauwetter, was die Zufuhr für die Russen nicht erleichtern wird. Wir haben Bahnen u Chausseen.
6 Dez. 1914 Sonntag. Blészno.
Tagebucheintrag Harry Graf Kessler
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