Zu den Dingen wurde fünf Tage in Göttingen diskutiert, sich ausgetauscht und beraten. Das Objekt als Forschungsgegenstand des Faches, Haptik vs. Digitalisierung, materieller Zerfall und die Frage der Restaurierung und Konservierung: All das sind Bereiche, die die wissenschaftliche Disziplin der Kunstgeschichte unmittelbar betreffen und hier verhandelt wurden. Zu den Dingen stand zwischen dem Erfassen von momentanen Forschungsprojekten und dem Formulieren eines Ausblicks für weitere Fragen und Themen dieser wissenschaftlichen Disziplin.
Allerdings erweiterten die zwei von der Verfasserin besuchten Foren der BerufsgruppeMuseum und Berufsgruppe Freiberufler und Selbständige den Titel der Tagung: Mit diesen Foren wurde die Kunstgeschichte über den klassischen Forschungsbegriff selbst zum Diskussionsgegenstand. Welche Chancen und Potentiale bietet ein kunsthistorisches Studium neben einer universitären oder akademischen Karriere? Die Abschlussdiskussionen beider Foren wurden stark von der Frage nach dem „How to do Kunstgeschichte?“ geleitet. Innerhalb der Abschlussdiskussion für das Forum Museumtrafen sich Fragen nach der zukünftigen Arbeit an der Institution Museum unmittelbar mit jenen nach der Zukunft um die Ausbildung von Nachwuchskunsthistoriker_innen. Während beklagt wurde, dass Volontäre zunehmend mit immer schwächeren Qualifikationen an die Museen kämen, gab es auch Gegenstimmen aus studentischer Sicht: Viele Praktika würden bewusst für einen unter drei Monate liegenden Zeitraum angeboten, damit keine Vergütung durch die Institution folgen muss. Soll dieses Praktikum dann noch in Vollzeit absolviert werden, ist diese Tätigkeit mit anderen (bezahlten) Jobs kaum vereinbar. Als StudentIn stehe man dann zwischen einem „Entweder oder“. Den so wichtige Lebenslauf mit fundierten Arbeitserfahrungen und umfassenden Empfehlungsschreiben muss man sich im wahrsten Sinne des Wortes leisten können. Ein noch intensiverer Austausch zwischen Universität und Institutionen über praktische Ausbildung, Training und Kunsthandling würde die Anliegen beider Positionen stärken.
Ein ähnlicher Wunsch wurde auch im Forum Freiberufler und Selbständige deutlich. Die vielen Berufe und Tätigkeiten, die sich hinter diesen zwei abstrakt erscheinenden Begriffen verbergen, mögen schwer bündelbar scheinen. Allerdings bestand in der Diskussion der große Wunsch von diversen Berufsgruppen nach mehr Gehör und dem Formulieren einer Stimme und bewussteren Identität für ihre Tätigkeit. Dieser Wunsch stieß auch bei vielen studentischen Teilnehmern auf positive Resonanz. Denn wenn die Vielfalt hinter den verschiedenen Berufen und Tätigkeiten eines Kunsthistorikers stärker erfasst wird, profitiert auch der Nachwuchs im Informations- und Ausbildungsprozess von solchen Netzwerken. Darüber hinaus formulierte das Forum das große kreative Potential hinter den erlernten „Kunsthistoriker-Tools“ und das Planen von Projekten oder sogar ganzen Geschäftsmodellen.
Diese Fragen und Anliegen werden auch in zwei Jahren nicht an ihrer Wichtigkeit und Brisanz verlieren. Sie beinhalten spannende Perspektiven für Nachwuchs, etablierte Kunsthistoriker und die Disziplin der Kunstgeschichte selbst. Mit den bereits intensiven Diskussionen in Göttingen bieten diese Thematiken großes Potential für Austausch und vertiefenderen Foren für den nächsten Kunsthistorikertag.