Die Frage der Generationengerechtigkeit stellt sich insbesondere vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung neu. Die Bevölkerung in Deutschland wird immer älter. Prognosen zufolge wird es im Jahr 2050 etwa doppelt so viele 60-Jährige geben wie Neugeborene. Die Zahl der 80-Jährigen wird in dieser Zeit von heute etwa vier Millionen auf dann zehn Millionen ansteigen und sich damit mehr als verdoppeln. Wir müssen uns also fragen, wie die Generationen zukünftig miteinander leben wollen.
Der Finanzierungsdruck, unter dem die sozialen Sicherungssysteme ohnehin stehen, verschärft sich stetig durch den demografischen Faktor. Immer weniger junge Menschen müssen für die Versorgung einer steigenden Zahl von Menschen in der nachberuflichen Lebensphase aufkommen. Der schwierige Einstieg in eine immer anspruchsvollere Arbeitswelt und die große Zahl prekärer Beschäftigungsverhältnisse kommen erschwerend hinzu. Doch auch die Älteren sehen sich verstärkt mit Problemen und Sorgen konfrontiert. Immer mehr ältere Menschen können von ihrer Rente kaum noch leben. Altersarmut wird für immer mehr Menschen zur Realität. Der Generationenvertrag der traditionellen Prägung gilt heutzutage nicht mehr als Selbstverständlichkeit.
Kann eine Beziehung zwischen Generationen überhaupt gerecht sein bzw. welcher Gerechtigkeitsbegriff liegt dem zugrunde? Wie hat sich unser Verständnis von Generationengerechtigkeit entwickelt? Leben die heutigen Generationen wirklich auf Kosten der zukünftigen? Was ist zu tun, um einen Interessensausgleich zu vermitteln und die Solidarität zwischen den Generationen zu stärken? Und was können Arbeits-, Pflege- und Familienpolitik zu einer Verbesserung beitragen? Brauchen wir eine andere Sozialpolitik? Was können wir aus früheren demografischen und gesellschaftlichen Veränderungsprozessen lernen?