Kaum eine Frage scheint präsenter in den Köpfen der Teilnehmer:innen des diesjährigen Nachwuchsforums des 36. (noch) Deutschen Kunsthistorikertags, als die Frage nach der Zukunft; ihrer Zukunft. Die eingeladenen Panelist:innen aus Theorie und Praxis sprechen im ersten Teil des Nachwuchsforums (Mittwoch, 23. März 2022) über die Vergangenheit, ihren jeweiligen Werdegang, beantworten Fragen, geben Einschätzungen: Mut zum Austausch und zur Zusammenarbeit lassen sich als wesentliche Punkte zum Erfolg herausstellen. Ein Apell, der den Rahmen des Forums schnell verlässt und Gehör findet. Denn die Frage nach der zukünftigen Rolle und der Repräsentation des sog. „Nachwuchses“ (der im Fach Kunstgeschichte eine große Personengruppe umfasst) innerhalb des Verbands wird laut. Dies wird im zweiten Teil – der offenen Diskussionsrunde – des Nachwuchsforums (Samstag, 26. März 2022) noch einmal thematisiert und der ebenfalls anwesende, am Vortag neugewählte Verbandsvorstand reagiert: Ein Wandel ist willkommen, ein Aufruf zur Mitarbeit – um eine geeignete Form zu finden – wird ausgesprochen.
Die Frage nach der Zukunft und der geeigneten sowie der zukünftigen Form. Eindrücke aus dem Nachwuchsforum „Formen des Übergangs. Perspektiven des Kunstgeschichtsstudiums“
Nadine Krüger | Bericht vom XXXVI. Kunsthistorikertag in Stuttgart
Fest steht nach dem Kunsthistorikertag in Stuttgart: Der Name des Verbands soll geändert werden; dies wurde auf der Mitgliederversammlung beschlossen und nach all den Worten in dieser sonnigen Märzwoche sprechen bereits Taten. Wir (der „Nachwuchs“) sind dazu eingeladen die Zukunft des „Deutschen Verbands für Kunstgeschichte e.V.“ mitzugestalten. Das Nachwuchsforum „Formen des Übergangs“ (einen besseren Namen hätte sich das Forum im Rückblick nicht geben können) ist schon dabei ein Netzwerk aufzubauen, bei Interesse genügt eine Mail an: formen.des.uebergangs@gmail.com. Sollte eine Weitergabe der eigenen Mailadresse nicht erwünscht sein, kann dies in der Mail erwähnt werden – daraufhin wird man in BCC gesetzt.
Auch in einem weiteren Forum wird die Frage nach der Zukunft laut, und zwar die nach der zukünftigen Form digitaler Kunstwissenschaftlicher Editionen. Die Herausforderung: Ihre Zugänglichkeit auch auf lange Sicht zu gewährleisten. Dabei stellen sich Aufgaben wie das Finden bzw. Beibehalten eines geeigneten digitalen Formats zum Auslesen der mühsam erarbeiteten Daten sowie deren Präsentation. Vorgestellt wurden im Forum verschiedene Projekte und Plattformen wie heiEDITION (Universität Heidelberg) oder das „Altprojekt“ „Correspondance Fantin-Latour & Scholderer“ (Deutsches Forum für Kunstgeschichte, Paris). Ein Ergebnis: Mit Plattformen wie heiEDITION ließe sich eine mögliche Infrastruktur schaffen, von denen Projekte wie das „Pariser-Beispiels“ profitieren könnten. Denn noch kann hier zwar über eine eigene Website auf die Ergebnisse des 2014 abgeschlossenen Edition-Projekts stabil zugegriffen werden, dennoch stellen sich bereits jetzt gewisse Zukunftsfragen: Wie die Frage nach Erweiterungen (z.B. im Bereich der Normdaten), nach der Aufrechterhaltung technischer Standards und vor allem danach, wer dies künftig übernehmen soll. Schnell wird klar, dass auch hier eine enge Zusammenarbeit und ein stetiger Austausch, sowohl für vergangene, aktuelle, als auch kommende Editions-Vorhaben von großer Bedeutung sind.
Abschließend sei an dieser Stelle noch ein Lanzenbruch meinerseits erlaubt: Es mag sein, dass (digitalen) Editionen der Ruf eines trockenen Feldes anhaftet, dieser wird ihnen jedoch keineswegs gerecht. Denn durch ihre zahlreichen Ebenen und Möglichkeiten (z.B. in der Verknüpfung von Bild und Text) und die unabdingliche Notwendigkeit von tiefgreifendem Kunsthistorischen Wissen und Arbeiten zu ihrer Erstellung, wird in Editionen Kunstgeschichte mehr als spürbar; sie wird lebendig. Eventuell gelingt es zukünftigen digitalen Präsentationformen – noch mehr als heute – dies hervorzuheben, ohne dass die Forschungsergebnisse an Ernsthaftigkeit verlieren.
Danken möchte ich der Gerda Henkel Stiftung, da es mir durch das Reisestipendium möglich war, den Kunsthistorikertag in Gänze wahrzunehmen und so die zukunftsweisenden Impulse dieser Konferenz miterleben zu können. Außerdem danke ich dem Team des Nachwuchsforums für die Organisation des Forums, den Aufbau eines Netzwerks und den freundlichen Empfang in Stuttgart. Den Organisator:innen des gesamten Kunsthistorikertags danke ich für die Möglichkeit Kultureinrichtungen, wie die Staatsgalerie und das Landesmuseum Württemberg, besuchen zu können. Besonders der Ortstermin in der Graphischen Sammlung der Staatsgalerie – bei dem ich u.a. Blätter von Albrecht Dürer im Original betrachten konnte – wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Der Besuch des Kongresses war für mich in vielerlei Hinsicht bereichernd, vor allem nach dieser langen Pause des direkten Kontakts mit Fachkolleg:innen, sodass ich mich nun motiviert und zuversichtlich meinem Dissertationsprojekt widmen kann.