Seit der Antike ist die Frage der Freiheit des menschlichen Willens Handlungen auszuführen oder zu unterlassen ein zentrales Problem der Philosophie. Seit den1980er Jahren wird diese Frage auch von der Hirnforschung Neurophysiologie diskutiert. Diese Diskussion wurde ausgelöst von dem Neurophysiologen Benjamin Libet. Libet meinte durch Experimente nachweisen zu können, daß menschliche Handlungen nicht durch eine bewußte Entscheidung ausgelöst werden, sondern daß dem Bewußtwerden der Absicht eine meßbare Gehirntätigkeit vorausgeht, welche die Handlung einleitet. Libet schloß daraus, daß die Absicht die Handlung nicht kausal herbeiführt. Libet gilt inzwischen als widerlegt. Seine Fragestellung wird aber seither von der Hirnforschung diskutiert.
Die theoretische Voraussetzung Libets, welche Bewußtsein und kausales Herbeiführen der Handlung in Beziehung setzt, ist bereits in antiken und mittelalterlichen Handlungstheorien anzutreffen. Das islamische Weltbild gilt gemeinhin als deterministisch. Dabei wird aber vergessen, daß im mittelalterlichen Islam von den islamischen Philosophen und von der lange Zeit dominierenden theologischen Schule der Mu‘tazila ein Weltbild vertreten wurde, in welchem die menschliche Rationalität in Verbindung mit der Willensfreiheit die essentiell menschliche Eigenschaft ist.
Wir haben Prof. Dr. Cornelia Schöcks zusammenfassende Vorlesung des Wintersemesters 2011/12 in der Ruhr-Universität Bochum aufgezeichnet und zeigen heute den ersten von insgesamt drei Teilen. Die zwei weiteren Teile veröffentlichen wir in den kommenden zwei Wochen - jeweils am Montag.