In diesem April jährt sich zum 60. Mal der Weltraumflug des sowjetischen Kosmonauten Juri Gagarin - die erste bemannte Raumfahrt der Menschheitsgeschichte. Für die Sowjetunion stellte dieser Flug einen der größten Erfolge beim sogenannten Wettlauf ins All dar. Der Weltraumflug sollte nicht nur den Sieg der Technik über die Natur symbolisieren, sondern auch den Sieg der Sowjetunion über die Vereinigten Staaten. Viele sahen bereits eine "Epoche des siegreichen Sozialismus" aufziehen. Auch die Deutsche Demokratische Republik als wichtigste Bündnispartnerin der Sowjetunion stimmte in diesen Siegestaumel mit ein. Auf Briefmarken und Plakaten, in Fotobüchern und Zeitungen wurde der Erfolg des sozialistischen Bruderstaates gefeiert. Über diese Kultur der Bilder und das "rote Weltall" sprach L.I.S.A. mit der Kunsthistorikerin Dr. Elisabeth Schaber.
"Die Sterne zu beobachten und in den Weltraum zu fliegen, fand ich schon als Kind faszinierend"
L.I.S.A.: Frau Dr. Schaber, die Raumfahrt – der Aufbruch zu unbekannten Welten, die Reise zu fernen Planeten und Galaxien und die Entdeckung von außerirdischem Leben – fasziniert die Menschheit schon seit Jahrhunderten. Bildete diese Faszination auch die Basis Ihrer Motivation, sich mit Bildnarrativen der Raumfahrt in der visuellen Kultur der DDR zu beschäftigen oder spielten andere Gründe eine Rolle?
Dr. Schaber: Die Sterne zu beobachten und in den Weltraum zu fliegen, fand ich schon als Kind faszinierend und später kam ein Faible für Science-Fiction-Filme hinzu. Die Genese meines Forschungsprojekts hatte dann aber nur bedingt etwas damit zu tun. Der Ausgangspunkt für meine Dissertation waren Fragen nach Utopien und Dystopien in der Kunst. Bei meiner Recherche stieß ich auf die Raumfahrtbriefmarken der DDR und stellte recht bald fest, dass diese Darstellungen als Projektionsflächen für technische, politische und gesellschaftliche Utopien fungierten. Für mein Dissertationsprojekt erweiterte ich den Untersuchungsgegenstand und beschäftigte mich mit Raumfahrt- und sog. Weltraum„eroberungs“-Darstellungen in unterschiedlichen künstlerischen Gattungen.