Ob Klassiker wie Romeros Night of the Living Dead, aktuelle Produktionen wie The Walking Dead oder die Netflix-Serie Santa Clarita Diet, die das Zombieimage gewissermaßen auf den Kopf stellt: Die Untoten scheinen noch immer eine beliebte Literatur- und Filmvorlage zu sein. Doch wie entwickelte sich aus dem haitischen Voodoo-Kult der heutige Zombiemythos? Inwiefern steht der Mythos stellvertretend für eine Gesellschafts- und Gegenwartskritik? Und außerdem: Wie lassen sich Zombienarrativ und der christliche Glaube an die Auferstehung vereinen? Diese und weitere Fragen haben wir dem Literaturwissenschaftler Dr. Peter Schuck gestellt, dessen aktuelle Publikation "Viele untote Körper" eben diese Fragen aufgreift.
"Paradox des körperlichen Untodes"
L.I.S.A.: Herr Schuck, Ihre aktuelle Publikation trägt den Titel “Viele Untote Körper. Über Zombies der Literatur und des Kinos“. Bevor wir zu den inhaltlichen Fragen kommen: Woher rührt Ihr (wissenschaftliches) Interesse an dieser spezifischen Thematik? Und: Schauen Sie selbst gern Zombiefilme?
Dr. Schuck: Mein Interesse an Zombies speist sich aus einer alten Leidenschaft für den Gegenstand. Zombies haben mich schon im Teenageralter begeistert - und dabei oft ratlos zurückgelassen. Zum einen reizten mich die oft bildgewaltigen endzeitlichen Szenarien vieler Filme. Zum anderen war ich aber immer weniger vom Überlebenskampf der übrigen Menschen in den von Zombies bevölkerten Ruinen der Gesellschaft angetan, als vielmehr von den Zombies selbst. Sie erschienen mir - und tun es noch - überaus rätselhaft und extrem in jeder Hinsicht. Zombies stellen Gewissheiten in Frage und konfrontieren uns mit dem unlösbaren Paradox des körperlichen Untodes, auf das sich einen Reim zu machen nie so recht gelingen will. Und das geschieht trotz zahlreicher Gemeinsamkeiten in jedem Zombietext oder -film auf andere Weise. Daher: ja, ich schaue Zombiefilme und gespannt, was sich in Zukunft zombietechnisch noch ergeben wird.