Erst in seinem Spätwerk ab Anfang der 1990er Jahre hat Zygmunt Bauman zu seinem Erfolgsthema gefunden. Das massive Bedürfnis nach Zeitdiagnostik in einer dynamisch sich globalisierenden Welt war die Frage, auf die Bauman eine vielfältige Antwort entwickelte: Er diagnostizierte das Unbehagen in der Postmoderne als diffuse Unzufriedenheit und hielt seine Deutungen zwischen Zivilisationskritik und der Entwicklung einer neuen, postmodernen Ethik in einer herausfordernden Ambivalenz in der Schwebe. Die Verbindung von deutender Soziologie und Feuilleton nach dem Muster von Georg Simmel und Ulrich Beck ist eines seiner Erfolgsgeheimnisse. Prof. Dr. Walter Reese-Schäfer von der Universität Göttingen blickt in seinem Vortrag auf das Werk Zygmunt Baumans entlang der Abgründe des 20. und wohl auch 21. Jahrhunderts zurück.
Ringvorlesung "Flüssige Moderne. Weiter-Denken mit Zygmunt Bauman" (Ruhr-Universität Bochum)
Im Januar 2017 ist der Soziologe Zygmunt Bauman im Alter von 91 Jahre verstorben. Die Schlüsselbegriffe, die aus seinem Werk bekannt sind, haben das Denken des 20. und 21. Jahrhundert sowie die Frage nach globaler Ethik entscheidend bestimmt: „Moderne und Ambivalenz“, „Dialektik der Ordnung“, „Flüssige Moderne“, „Die Angst vor den Anderen“.
Im Rahmen der Ringvorlesung des Instituts für Diaspora- Genozidforschung der Ruhr-Universität Bochum werden sozialphilosophische, kultursoziologische, politische und geschichtswissenschaftliche Aspekte des Werkes von Zygmunt Bauman aufgenommen, nicht zuletzt um in den Schnittflächen, die Bauman selbst zwischen Literatur, Soziologie und Geschichte vorgezeichnet hat, Fragen an unsere Gegenwart zu stellen. Erörtert werden Identitätsgestaltungen von Einzelnen und Gesellschaft in der „postnationalen“ oder „postglobalen“ Gegenwart, der Zusammenhang von Globalisierung und Gewalt, neue Ordnungen von Medien und Konsum, Fluchterfahrungen, aktuelle Formationen politischer Differenz oder „Postmoderne Ethik“.