Dass Geschichten und das Erzählen von Geschichten grundlegend zur Herausbildung, Bestätigung und Modifikation kultureller Identitäten beitragen oder sogar zwingend konstitutiv sind, gerät zunehmend in den Blick kulturwissenschaftlicher Forschungen. Nicht nur in Zeiten gefühlter Bildfluten, sondern seitdem Bilder gemacht werden, wird ein großer Teil dieser Erzählungen durch visuelle Medien vermittelt. Immer wieder ist zu beobachten, dass ausgeklügelte Bildprogramme geschaffen werden, um spezifische Bedeutungen als wesentliche kulturelle Bestandteile mehr oder weniger erfolgreich zu etablieren.
»Visuelle Narrative - Kulturelle Identitäten«
Eine trans- und interdisziplinäre Tagung an der Universität Hamburg, 27.-29. November 2014
Um visuelle Medien aus einer solchen Perspektive zu analysieren und zu interpretieren, bedarf es auf der einen Seite Überlegungen, wie der narrative Aspekt kategoriell beschrieben werden kann. Der Forschungsstand ist diesbezüglich uneinheitlich: Während zur Erzähltheorie des Films oder des Comics reichhaltige Diskurse vorliegen, ist die Forschung zum Erzählen mit statischen Einzelbildern sehr fragmentarisch. Auf der anderen Seite ist nach den Methoden zu fragen, mit denen die ermittelten narrativen Gehalte kulturwissenschaftlich interpretiert werden können, wie also zu den tieferliegenden vermittelten Botschaften – auch solchen aus längst vergangenen Zeiten – vorgedrungen werden kann. Schließlich ist zu überlegen, wie die narrativen Gehalte zur Herausbildung kultureller Identität beitragen.
Donnerstag/Thursday, 27. November 2014
12.30 Anmeldung/Registration
13.00 Begrüßung und Einführung/Welcome and Introduction (Jacobus Bracker, Clara Doose-Grünefeld, Tim Jegodzinski & Kirsten Maack)
13.45 Is Categorization Really the Best Method for Decoding Narrative Images? (Gyöngyvér Horváth, Budapest)
14.25 Kaffeepause/Coffee Break
14.40 Natur als Narrativ in Malerei und Werbung (Linn Burchert, Jena/Berlin)
15.20 Zum narrativen Potential entfunktionalisierter Räume – Die Geschichte von der Natur, die sich die Stadt zurückerobert und wie sie visuell repräsentiert wird (Sabrina Eisele, Mainz)
16.00 Kaffeepause/Coffee Break
16.15 Bilderzählungen in der Vogelmalerei des niederländischen Barock (Lisanne Wepler, Braunschweig)
16.55 Visual Narrative in Dutch Golden Age Still Lifes (Johanna Mocny, Nijmegen/Munich)
17.35 Kaffeepause/Coffee Break
17.50 Lebensentwürfe »auf der Kippe«, einschneidende Erlebnisse und ein Moment Ewigkeit – Narrative Modi der Hildesheimer Bernwardssäule und die Visualisierungsstrategien theologischer Grundzüge (Jochen Hermann Vennebusch, Hamburg)
Freitag/Friday, 28. November 2014
09.30 Anmeldung/Registration
10.00 »That’s so ten seconds ago.« Geschichten erzählen mit flüchtigen Bildern (Lisa Andergassen, Potsdam)
10.40 Internet-Memes als multimodale Bildnarrative: eine sozialsemiotische Perspektive auf digitale Kommunikationsgemeinschaften (Florian Busch, Hamburg – Johannes Schmid, Hamburg)
11.20 Kaffeepause/Coffee Break
11.35 Von atmosphärischen Räumen. Die Grenzschichten der Heterotopien (Fabian Ziemer, Hamburg)
12.15 Evolution of Urban, Suburban and Rural Discourses in Quebec National Cinema (Daniel Naud, Montreal)
12.55 Mittagspause/Lunch Break
14.15 Visualising the Storyworld: Graphic Elements in Exhibition Narratives (Jona Piehl, London)
14.55 Referential Strategies on Roman Sarcophagi (Anne-Sophie Dreßen, Kiel)
15.35 Kaffeepause/Coffee Break
15.50 Visual Representations of the Events of the Cold War as Depicted in LIFE Magazine (Yoko Tsuchiyama, Paris)
16.30 »Yenilmezler« und »Çapulcular« in den Türkei-Protesten 2013: Identitätsbildungsprozesse und politisch-ikonografische Repräsentationen von Widerstand (Sandra Voser, Vienna)
17.10 Kaffeepause/Coffee Break
17.25 Die Szenographie der Alltagsnavigation: Japanische Gebrauchsgrafiken in interkulturellen Konfigurationen (Lukas R. A. Wilde, Tübingen)
Samstag/Saturday, 29. November 2014
09.45 Anmeldung/Registration
10.00 Women in the Partition of India: Graphic Narratives (Arunima Dey, Salamanca)
10.40 Erzählen von Fernost: Visualisierungen des »Fremden« in frühen Reisefotografien aus dem asiatischen Raum (Raphael Reichel, Würzburg)
11.20 Kaffeepause/Coffee Break
11.35 Briefe und Bilder. Wie Aphrodisias die Erzählung von der Nähe zum Kaiserhaus etablierte und pflegte (Ulfert Oldewurtel, Hamburg)
12.15 Hinter die Maske geblickt. Unteritalische Vasenbilder als Identitätsvermittler (Lilian Schönheit, Hamburg)
12.55 Mittagspause/Lunch Break
14.15 Das Visuelle als Teil der performativen Narration in Theaterinszenierungen (Jan Horstmann, Hamburg)
14.55 Die Mantelfiguren als Leitfaden der visuellen Wahrnehmung (Mariachiara Franceschini, Berlin)
15.35 Kaffeepause/Coffee Break
15.50 Erzählende Hände. Für eine narrative Deutung gestischer Bildformeln in Bildwerken der griechischen Antike (Viktoria Räuchle, Vienna)
16.30 Körper und Zeichen. Das Verstehen immersiver Bildmedien im Kontext der Multimodalität der Wahrnehmung (Lars C. Grabbe, Kiel)
17.10 Kaffeepause/Coffee Break
17.25 Was Androiden und Cyborgs im Film über den Wandel medialer Kommunikation erzählen (Lena Trüper, Frankfurt/Main)
18.05 Abschlussdiskussion/Final Discussion