Als Gottfried Wilhelm Leibniz im Jahre 1700 die Kurfürstlich Brandenburgischen Sozietät der Wissenschaften ins Leben rief, stand der Gründungsakt unter der Losung "Theoria cum praxi". Wissenschaft sollte also einen Anwendungsbezug haben. Aber ist die Herleitung tatsächlich so klar? Hatte Leibniz damit die bloße Anwendung der Theorie auf die Praxis gemeint? Prof. Dr. Carl Friedrich Gethmann, Philosoph, Mitglied des Deutschen Ethikrates und der Akademie, hat da Zweifel. Für ihn ist das Motto "Theoria cum praxi" alles andere als eindeutig. Ob Leibniz Wissen als Mittel zum Zweck verstand und welchen Stellenwert er zweckfreier Wissenschaft beimaß, diskutiert Prof. Gethmann in seinem Vortrag.
Tagung "Theoria cum praxi. Wissenschaft zwischen Neugierde und Nutzen"
Die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften nimmt das Leibniz-Jubiläum im Jahr 2016 (370. Geburtstag am 1. Juli und 300. Todestag am 14. November) zum Anlass, ihrem Gründer, dem Philosophen, Mathematiker, Physiker, Historiker, Diplomaten, Politiker und Bibliothekar Gottfried Wilhelm Leibniz das Jahresthema 2015 | 16 „Leibniz: Vision als Aufgabe“ zu widmen.
Die Veranstaltungen des Jahresthemas zeigen Leibniz als visionären Denker, dessen multidisziplinäres Gesamtwerk bis heute Impulsgeber für Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ist. Mit dem Jahresthema blickt die Akademie aber vor allem weit in die Zukunft und nutzt Leibniz‘ Ideen für die Gestaltung einer Welt von morgen.
Die Initiative „Jahresthema“, die 2007 von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften ins Leben gerufen wurde, hat sich dem Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft verpflichtet. Ziel ist es einerseits, die Öffentlichkeit über die Forschungsprojekte der Akademie zu informieren und zur Diskussion anzuregen. Andererseits geht es darum, die Aktivitäten verschiedener wissenschaftlicher und kultureller Institutionen unter einem Themendach zu bündeln und dadurch die interinstitutionelle Vernetzung nachhaltig zu fördern.