Die Debatte um das Löschen von fremdenfeindlichen Kommentaren in sozialen Netzwerken wie Facebook ist in vollem Gange. Auch die L.I.S.A.Redaktion wurde im Rahmen mehrerer Beiträge zur Flüchtlingssituation kürzlich mit Kommentaren konfrontiert, in denen Nutzer ihrem Unmut freien Lauf gelassen und vereinzelt Menschen herabgewürdigt oder beleidigt haben.
In der Redaktion haben wir darüber diskutiert, wie mit derartigen Kommentaren bei L.I.S.A. und auch generell umgegangen werden sollte. Letztlich stehen sich dabei zwei Meinungen gegenüber:
- Zum einen machen derartige Kommentare politisch Stimmung, widersprechen ethischen Grundsätzen und würdigen andere Menschen herab. Unser Portal und das Internet allgemein sollte derartigen Meinungen keine Plattform bieten. Im Gegenteil, wir wünschen uns, dass sich Nutzer an die gebotene "Netiquette" halten und einen respektvollen Umgang untereinander pflegen.
- Andererseits geben derartige Kommentare eventuell ein Meinungsbild wieder, das nicht zwangsläufig zensiert werden sollte, solange kein Straftatbestand vorliegt. Derartige Kommentare lassen sich dann als Mahnung daran verstehen, den Blick vor gesellschaftlich verbreiteten Ressentiments nicht zu verschließen. Zensur bestätigt entsprechende Kommentatoren noch in ihrer Haltung. Statt Kommentare zu löschen ließe sich beispielsweise im Sinne der "Counter Speech" argumentativ dagegen anschreiben.
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Ich möchte daher das gesamte Spektrum sehen. Ich will ALLES wissen.
Zur besseren Einschätzung der gesamtgesellschaftlichen Lage, als Frühwarnsystem, als soziologische Fundgrube etc.
Anders als bei Facebook erwarte ich von diesem Forum keine weitreichenden Impulse zur Verführung der Massen.
Zur Schonung meiner Nerven hielte ich es jedoch für sinnvoll, Äußerungen der Art: "Sie sind intellektuell nicht satisfaktionsfähig!" "Selber doof!" ohne ethische Skrupel zu löschen.
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Dennoch ist zu unterscheiden von Meinung:
Als Beispiel : Nach meiner Meinung ist es eine Beschneidung der Demokratie und ein Verstoß gegen Schengen, die Verfassung und die Charta der Vereinten Nationen, die Grenzen zu schließen. Hier werden Grundrechte außer Kraft gesetzt, was mich persönlich empört!
Hier kann eine andere Meinung dagegen gesetzt werden.
Zu berücksichtigen sind Emotionen:
Es empört mich, dass Menschen mit Behinderung keinen Zugang zu Schulen und Fitnesscentern mehr haben. Damit werden wir erst krank gemacht. Das ist ein Skandal. Ich bin so erbost ob dieser Regelung, dass mir noch andere Vergleiche einfallen. Menschen mit Behinderungen sind also weniger wichtig als mutmaßlich Grippekranke, weil die Politik seit 40 Jahren das Gesundheitswesen privatisiert und ökonomisiert. Damit hat die Medizin, was sie immer wollte: freien Zugang zu unseren Daten. Ohne Widerspruchsmöglichkeit. Das sage ich aus Wut. Meine Daten gehören mir! Ganz besonders meine Patientendaten, meine Bewegungsprofile und auch sonst gehen keinen Arzt oder Informatiker meine Daten etwas an. Welche Bedeutung hat das für die Medizininformatik und deren Firmen? Oder die Bioinformatik?
zu Beleidigungen. Hier gibt es einen klaren Straftatsbestandsbestand, der auch eingehalten werden muss.
Solche Beleidigungen sind einfach zu unterlassen und zu löschen.
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Heinz-Walter Hoetter
Hobbyautor von Kurzgeschichten und Gedichte
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Dieser Beitrag wurde bis zum 25. September 2015 insgesamt 508 mal aufgerufen, es haben sich einschließlich meiner Personen aber nur 41 Nutzer an der Abstimmung beteiligt. Das entspricht einem Anteil von rund 8 Prozent. Das ist auch eine Erkenntnis und wirft die Frage auf: weshalb ist das so und wird damit die Zahl der unfreundlichen Kommentierungen übertroffen oder unterschritten?
Weil ich die sozialen Medien (Facebook, Twitter & Co.) nicht nutze und annehme, die herabwürdigenden und beleidigenden Kommentare wurden in diesen Medien verbreitet, habe ich ohne spezielle persönlichen Erfahrungen geantwortet.
Meine Antwort war: NEIN.
Diese basiert auf der Erwartung und Hoffnung, dass es sich um Kommentare mit voller Namensnennung des Absenders oder der Absenderin gehandelt hat. Ich verbinde damit ebenso die Erwartung, dass nicht Desinteresse der Grund für die Nichtteilnahme war und ist.
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Es scheint hier wie in ähnlichen Fällen zu gelten: die Einfuhr einer neuen Kommunikationstechnik hat noch keine entsprechenden Kommunikationskultur, bzw. Kulturtechnik hervorgebracht. Anders gesagt: wir haben eine Technikkultur, aber keine Kulturtechnik.
Die Frage, die wir verhandeln müssen, müsste sich m.E. am Begriff des "Öffentlichen" orientieren. Ist das L.I.S.A.-Forum öffentlich (wie ein Marktplatz) oder privat (wie das Auditorium einer Wissenschaftsstiftung)? Ist Facebook öffentlich oder privat (wie etwa der Innenhof des Sony-Centers in Berlins Mitte?
Davon unbeschadet stellt sich für mich die Frage, warum soziale Kontrolle in sozialen Netzwerken so viel schlechter funktioniert als sonst. Oder anders gefragt: bildet die Drastik der Kommentare im Netz tatsächlich genauer die Stimmungslage in der Bevölkerung ab oder verzerrt die Spezifik der zugrunde liegenden Medientechnik nicht das eigentliche Meinungsbild?
Diese Fragen sind allesamt nicht neu. Aber sie bleiben leider relevant. Auch, weil wir derzeit davon ausgehen müssen, dass soziale Netzwerke der Radikalisierung bestimmter Gruppen (Rechtsradikale, religiöse Fundamentalisten, Verschwörungstheoretiker) Vorschub leisten. Daran ändert auch die These der Verzerrung nichts.
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das entlastet die LISA-Redaktion davon, jeweils herauszufinden, was "unsachlich" (? jenach Quellenlage: schwierig!) und/oder "herabwürdigend" (schon leichter) ist.
Grundsätzlich sollte die Redaktion dem Debattier- und Urteilsvermögen der Leser von LISA trauen! Ich setzte dabei voraus, dass "Meinungsäußerungen" namentlich gezeichnet sind. Anonyme "Meinungsäußerung" gehört ohnehin nicht in ein Diskrusorgan.