Das Schreiben von Geschichte wird immer internationaler. Der Trend geht zu transnationaler Geschichte – eine Geschichte, die aufzeigen soll, dass zahlreiche historische Prozesse und Akteurinnen und Akteure über nationale Grenzen hinweg operierten und miteinander verbunden waren, und zwar in viel stärkerem Ausmaß, als wir bis vor Kurzem noch dachten. Auch in der Geschichtsschreibung über die modernen westlichen Imperien, also in dem Feld, in welchem ich mich bewege, ist dieser Trend bemerkbar und es wird verstärkt trans-imperiale Geschichte geschrieben, eine Geschichte, die sich über die Grenzen einzelner Imperien hinausbewegt.
Für mich war deshalb von Anfang an klar, dass ich meine Promotion – die Geschichte der extremen Gewalt in den Kolonialkriegen des Hochimperialismus – auch anhand mehrerer Imperien schreiben wollte. Erstens, weil sich die historischen Diskussionen bezüglich kolonialer Gewalt bis hierhin stark in einem nationalen Rahmen bewegt haben, und zweitens, weil ich diese Kolonialkriege von Anfang an als ein gesamteuropäisches Phänomen einschätzte. Die Beschäftigung mit verschiedenen Fallstudien zeigt, wie ähnlich sich diese Kriege in ihren Formen – und maßgeblich auch in ihrer entgrenzten Gewalt – waren. Nach einiger Überlegung und Vorarbeit habe ich mich dann entschieden, für meine Dissertation drei Kolonialreiche zu erforschen: das britische, das deutsche und das niederländische.