Die Christdemokraten in Deutschland haben auch eine deutsch-deutsche, eine doppelte bzw. eine geteilte Geschichte. Es gab und gibt nach wie vor eine CDU in der Bundesrepublik und es gab eine in der DDR, die abfällig auch als Blockflötenpartei bezeichnet wurde. Im von der SED geführten Staat galt sie dem Westen lediglich als Alibieinrichtung der DDR. Der Historiker Dr. Bertram Triebel hat sich die Geschichte der CDU in Thüringen näher angeschaut und kommt dabei zu dem Schluss, dass auch eine Blockpartei wie die CDU im Osten ein Eigeninteresse verfolgen konnte. Wie, dazu haben wir ihm unsere Fragen gestellt.
"Geschichte der CDU als Blockpartei in der DDR ist bislang kaum erforscht"
L.I.S.A.: Herr Dr. Triebel, Sie haben jüngst ein Buch über die CDU in der DDR veröffentlicht, genauer: über die Thüringer CDU in der SBZ/DDR. Wie kam es zu diesem Buch? Woher rührt Ihr Interesse an diesem Thema?
Dr. Triebel: Der Anstoß kam aus der Politik. Im Umfeld der Landtagswahl in Thüringen im September 2014 stritten sich CDU und Die Linke über die DDR-Vergangenheit beider Parteien. Daraufhin berief die Thüringer CDU eine unabhängige historische Kommission unter Leitung der Professoren Jörg Ganzenmüller (Jena/Weimar) und Hermann Wentker (Berllin/Potsdam) ein. Deren Anliegen war es, die Geschichte der Partei in der SBZ/DDR wissenschaftlich zu untersuchen. Im Auftrag der Kommission habe ich dann die Forschungsarbeit übernommen.
Was ich als Wissenschaftler an dem Thema spannend fand, war die Tatsache, dass die Geschichte der CDU als Blockpartei in der DDR von Mitte der 1950er bis Mitte der 1980er Jahre bislang kaum erforscht wurde. Das gilt nicht nur für Thüringen, sondern für die Geschichte der CDU in der DDR allgemein. Diese Forschungslücke anzugehen, fand ich sehr reizvoll.