Der ‚Besuch aus dem Jenseits’, festgehalten durch die frühe Fotografie, führt einen Glauben und einen wissenschaftlich-spiritistischen Anspruch in die Realismuskontroverse der Kunst im ausgehenden 19. Jahrhundert ein, der verschiedenste Möglichkeiten des neuen Mediums im literalen Sinne sichtbar machte. Als theoretische Grundlage wird dieser Diskussion der Geisterfotografie die Thesen Roland Barthes’ zum Tod in der Fotografie zu Grunde liegen, die eine Verbindung zum Tod und dem Zeigen von Leichnamen in der Fotografie als wissenschaftlichen Zugang zum Spiritismus fruchtbar machen wird. Die Thematik des „es-ist-so-gewesen“ wird hierbei genauso zu beleuchten sein, wie die Entdeckung der „Agenten des Todes“ und die Frage nach dem Dokumentarismus in der Fotografie. Abschließend wird diese Lesart der Geisterfotografie, als exemplum eines gesellschaftlichen Umgangs mit dem Tod aus der europäischen Kulturgeschichte des Spiritismus um 1900 hergeleitet, um die gesellschaftlichen und historischen Entwicklungslinien aufzuzeigen, die schließlich zu der Geisterfotografie als Massenphänomen auf spezieller und der engen Verknüpfung der Fotografie mit dem Topos des Todes, auf einer generalisierten Betrachtungsebene, führten. In einem Ausblick auf das Werk des Fotografen Joel-Peter Witkins, soll final der Aspekt des ‚Verborgenen’, auch vor der Folie des 20. Jahrhunderts betrachtet werden.
Im Rahmen seines parallelen Studiums der Medienkulturwissenschaften und Medienpsychologie sowie der Kunstgeschichte an der Universität zu Köln, interessierte sich Tobias Linden verstärkt für die Fotografie und den Spiritismus im 19. Jahrhundert sowie für die Kulturgeschichte des Todes in der Gesellschaft. Derzeit steht er kurz vor seinem Bachelor-Abschluss und ist somit einer unserer jüngsten Tagungsteilnehmer.