Ob Spotify, Deezer oder iTunes – nie ließ sich Musik einfacher konsumieren als in Zeiten von Streamingdiensten: Kostenfrei oder für überschaubare monatliche Beträge wird dem Konsumenten ein nahezu unbegrenztes Musikangebot geboten – Stichwort: passiver Konsum. Doch wie beeinflusst das Streamingangebot unser Verständnis sowie den Konsum von Musik? Welchen Einfluss haben dabei die sogenannten "Digital Natives"? Dieser Frage widmete sich Lukas Linek, der in der High-End-Hi-Fi-Branche arbeitet und ein Buch zum Thema veröffentlicht hat. Wir haben den Musikenthusiasten um ein Interview gebeten und ihn unter anderem dazu befragt, wie sich die Branche zukünftig entwickeln wird.
"Stützpfeiler gewisser alternativer Lebenskonzepte"
L.I.S.A: Herr Linek, Sie beschäftigen sich in Ihrer aktuellen Publikation mit dem Wandel des Musikkonsums. Konkret untersuchen Sie, wie Digital Natives Musik konsumieren. Geht die Idee dieser Veröffentlichung auf ein persönliches Interesse zurück?
Linek: Der Wunsch, diese spannende und aktuelle Thematik zu untersuchen, geht sowohl auf ein berufliches, als auch persönliches Interesse zurück. Ich hab das große Glück in der High-End-HiFi- bzw. Soundbranche arbeiten zu dürfen und die Untersuchung dieses Phänomens hat für unsere spezialisierte Sparte eine große wirtschaftliche Bedeutung. Letztendlich geht es darum, wie sich unsere Branchenpolitik über die nächsten Jahre positionieren muss, um (vor allem mit der Mainstreambranche der Unterhaltungselektronik) konkurrenzfähig zu bleiben und für die zukünftigen Endverbraucher attraktiv zu sein. Hinzu kommt meine persönliche Motivation, gesellschaftspezifische Phänomene wie „Entschleunigung“, „bewussten Konsum“, etc. zu untersuchen, da diese Merkmale inzwischen Stützpfeiler gewisser alternativer Lebenskonzepte darstellen können. Ich kam in die High-End-HiFi-Branche schon als Student, da mir schon sehr früh möglichst hochwertiger und realitätsnaher Sound wichtig war. Während Gleichaltrige häufig ihr Erspartes in Auto, Motorrad oder Urlaub investierten, sparte ich mir Budget für neue Lautsprecher, Verstärker oder Kabel an – mit frühen Jahren besuchte ich lange das Konservatorium in Graz und es war klar, dass Musik mich lange begleiten würde – inzwischen ist sie tatsächlich zu meinem beruflichen Lebensmittelpunkt geworden.