Sport und Medien sind heute nicht mehr voneinander zu trennen - sofern es sich um Sportveranstaltungen handelt, die auf ein breites öffentliches Interesse stoßen, beispielsweise Olympische Spiele, Fußball-Weltmeisterschaften oder die Vierschanzentourneen. Im besten Fall bilden Online-Dienste, Fernsehanstalten, Radiostationen oder Zeitungen das sportliche Geschehen ab. Aber ist das tatsächlich so? Wer ist der Schrittmacher? Ist es der Sport oder sind es die Medien? Wer richtet sich nach wessen Bedürfnissen? Wir haben unsere Fragen zum Verhältnis von Massensport und Massenmedien der Germanistin und Historikerin Dr. Eva Gajek von der Universität Gießen gestellt.
"Die Herausbildung eines massenmedialen Ensembles"
L.I.S.A.: Frau Dr. Gajek, Sie forschen unter anderem zum Verhältnis von Sport und Medien und haben darüber zuletzt einen Aufsatz im Band „Die Spiele gehen weiter“ veröffentlicht. Darin heißt es in Anlehnung an Reinhart Koselleck, dass es eine „massenmediale Sattelzeit“ gegeben habe. Was heißt das?
Dr. Gajek: Das Konzept bzw. der Begriff „massenmediale Sattelzeit“ stammt von Habbo Knoch und Daniel Morat. Die beiden Autoren machen für diese Zeit angelehnt an Kosellecks Sattelzeit eine tiefgreifende gesellschaftliche Entwicklung aus. In dem Zeitraum zwischen 1880 und 1960 bildete sich ein massenmediales Ensemble heraus, das dem „Verhältnis von 'Medien' und 'Gesellschaft' eine neuartige Qualität“ verliehen hat. Zum einen entwickelten sich die Medien technisch in dieser Phase enorm weiter und strukturierten zunehmend den Alltag. Zum anderen beschäftigte sich die Gesellschaft auch immer mehr mit den Medien selbst, sei es wissenschaftlich oder gar durch eine Art Selbstthematisierung der Gesellschaft über Medien und mit Medien.